Nala

Nala hat sich zum Glück von Anfang an bei uns wohl gefühlt. Nachdem sie in ihren ersten zwei Jahren durch einige Hände gegangen ist, ist sie nun angekommen. Das zeigt sie uns, indem sie sich überaus breit macht. Auf dem Sofa, im Bett, mit Vorliebe auf meiner Morgenzeitung, immer auf der Seite die ich gerade lesen will.

Wenn man sie höflich bittet doch ein Stück zu rutschen macht sie sich extra schwer und bewegt sich nicht von der Stelle. Blättert man die Zeitung dann über die Katze, damit man wenigstens ein bisschen lesen kann, kommt die lange Tatze aus dem Untergrund und von der anderen Seite ringelt sich ein Schwanz. Das alles spielt sich auf dem Küchentisch ab, auf welchen die Katzen, ich habe zwei von der Sorte, nie nicht, auf keinen Fall, unter gar keinen Umständen, niemals, never ever und überhaupt niemals nicht dürfen. Wir sind da sehr konsequent. Das Ganze sieht dann so aus, dass ich die Zeitung einfach später heimlich lese, ohne laut zu rascheln, damit Nala auf dem Tisch nicht bei ihrem Schläfchen gestört wird. Das Spielchen wiederholt sich beim Bettenmachen. Luzie lieg immer auf meinem Bett, Nala immer bei Udo. Jede Katze muss einzeln auf die gegenüberliegende Seite geschubst, gerollt, getragen werden, wobei sie sich verzweifelt am Bettzeug festklammern.

 

Nala ist immer noch sehr freiheitsliebend, sie ist ewig auf der Rolle, kommt aber regelmäßig rein um nach dem Rechten zu sehen. Vielleicht ist Besuch da, dann kann man an der Tasche schnüffeln oder sich immer genau zwischen die zwei Menschen quetschen, die Angst  vor Katzen haben. War der Postbote da und hat ein Paket abgegeben? Super, das wird gleich angeknabbert. Das ist auch so ein Tick von ihr. Für ihr Leben gern zerfleddert sie Kartons. Nicht nur ich kreische wenn der Zalando-Mann kommt. Nala macht aus jedem Päckchen in Windeseile Konfetti. Oft werden bei uns Päckchen für die Nachbarn abgegeben, die stehen dann auf der Treppe, meisten sind die Ecken dann schon angesabbert wenn sie abgeholt werden. Nala apportiert immer noch gerne Bällchen und liegt wie ein Mensch auf dem Rücken mit ausgestreckten Pfoten. Sie schnarcht laut und schläft im Haus tief und fest. Man kann sie stupsen, streicheln oder kitzeln, sie rührt sich nicht. Wasserscheu ist sie auch nicht. Unter den Wasserhahn kann man die Pfoten halten und den Plastik-Enten im Pool gibt man eines auf den Kopf, dass dabei der Schwanz im Wasser baumelt spielt keine Rolle. Klettern ist nicht ganz ihr Ding, da macht ihr Luzie mit ihren 15 Jahren noch was vor. Wenn wir im Garten sitzen, möchte Nala immer zeigen was sie kann. Sie klettert am großen Kirschbaum hoch, turnt durch die Äste und dann….wie komme ich denn jetzt wieder runter? Ich trau mich nicht! Damit wir nicht merken, dass sie sich nicht traut, legt sie sich leger in eine Astgabel und macht einen gelangweilten Eindruck. Aber sobald in der Küche mit Töpfen und Pfannen geklappert wird stehen zwei Miezen erwartungsvoll hinter mir, dann habe ich zwei beste, beste Freundinnen. Ja, verfressen ist sie auch. Sie ist etwas moppelig geworden. Wir füttern morgens und abends, für jede Katze ein Schälchen. Nala wartet immer bis Luzie anfängt, dann langt sie zu. Da Luzie oft etwas für später übrig lässt, müssen wir das Futter vor Nala retten. Die Tierärztin erklärte Nala aber für normal. Sie hat reichlich Bewegung und ist gesund. Sie sagte, dass genau wie bei Menschen der Stoffwechsel dafür verantwortlich ist. Ich passe im Urlaub oft auf andere Katzen auf, die fressen glatt das doppelte und sind gertenschlank.

 

Nala mag mich, sie kuschelt mit mir und weckt mich morgens. Jedenfalls im Winter, im Sommer streunen meine beiden Damen lieber draußen rum. Aber es hat sich gezeigt, dass Nala eine Männerkatze ist. Sie hat sich nun mal meinen Mann Udo als ihren absoluten Liebling auserkoren. Wenn er da ist bin ich Luft. Ihr Platz auf der Couch ist immer neben Udo, ihr Platz im Bett ist immer auf seiner Seite. Kai, unser Sohn, ist der zweite Liebling. Wenn er abends von der Arbeit kommt ist Partytime. Er „ärgert“ sie immer und sie genießt es, wie die Enkelkinder, die auch von ihrem Onkel „geärgert“ werden wollen. Es ist ein Ritual. Kai kommt heim und steht neben der Couch um sich mit uns zu unterhalten. Nala steht auf der Couch und streicht ihm um die Beine. Wenn er sie nicht beachtet, stupst sie ihn und drängelt sich an ihn. Dann muss er sie hochnehmen, sie ein paarmal drehen, sie sich um den Hals legen, dann auf das Sofa werfen und überall krabbeln und schubbeln, bis sie vor Vergnügen schnurrt, was sich eher wie grunzen anhört. Er legt das Gesicht auf ihren Bauch und pustet und sie krallt sich in seine Haare und beißt (liebevoll) in seine Hände. Zum Schluss werden  noch ein paar Bälle geworfen oder Raschelpapier, dann ist Ruhe im Karton. So anhänglich und schmusig Nala auch ist, sie legt sich nie auf den Schoß. Luzie liegt oft quer auf meinem Schoß und schläft. Das hat Nala nie gemacht. Sie liegt ganz dicht, dichter geht es nicht oder läuft auch mal über die Beine, aber sie bleibt dort nicht liegen. Das höchste der Gefühle ist eine Pfote auf dem Bein. Vielleicht hat sie mal eine schlechte Erfahrung gemacht.

 

Wenn die Katzen es schaffen, sich heimlich in Kais Wohnung zu schleichen, machen sie sich auf dem Kopfkissen breit. Das geht die halbe Nacht gut. Luzie ist schon alt und will ihre Ruhe, Nala ist noch jung und ihr ist es nach ein paar Stunden langweilig. Dann schliddert sie mit ihren Krallen über das Laminat und will ein bisschen spielen. Ich höre dann oben die Tür aufgehen und die Worte: „Jetzt ist aber gut, hau ab und spiel woanders!!!“ Klägliches Miau vor unserer Tür. Ich lasse die Katzen in unser Bett, mit der Ermahnung dass jetzt aber geschlafen wird, kein Zirkus, versprochen? Okay, ja nee, is klar Boss!!! Luzie schläft bei mir weiter, Nala ist es nach einiger Zeit wieder langweilig und sie schiebt die extra Leichtlauf-Schiebetüren auf, um in den Schränken mal nach dem Rechten zu sehen und die Kleidung für die Altkleidersammlung zu sortieren. Der erklärte Katzenliebling Udo steht dann auf und setzt seine Lieblingskatze an die frische Luft, ich stelle mich lieber schlafend, denn dann ist es plötzlich meine Katze Die frische Luft befindet sich ein Zimmer weiter, dort steht ein Schrank mit mehreren Schubladen. Eine dieser Schubladen hat sich Nala auserkoren, nur diese eine muss es sein. Jeden Tag ist die Schublade offen und alle zusammengerollten Socken liegen draußen. Jeden Tag räume ich die Socken wieder ein, wie durch Zauberhand liegen die blöden Socken am nächsten Tag wieder draußen. Sind echt schlecht erzogen, diese Socken.

 

Fazit: Katzen machen nur Arbeit, kosten Geld, kratzen überall rum, stören die Nachtruhe, fusseln alles voll, machen viel kaputt, schleppen tote und lebende Mäuse ins Haus, fressen aber die ekligen Spinnen nicht, gehorchen nicht und springen über Tisch und Bänke, klauen das Essen, sabbern die Fensterscheiben voll, wollen bei Regenwetter 100 mal am Tag rein und raus gelassen werden, weil sie sich weigern einen Schlüssel mit zu nehmen, machen immer nasse Tatzen auf den  Fußboden (die Kinder kriegen dafür eine Anschiß der sich gewaschen hat), kotzen auf den Teppich und machen sich auf dem Lieblingssessel so breit, breiter geht es nicht. Und wenn sie mal für ein paar Stunden außer Haus sind, macht man sich nur Sorgen. Mit dem Futternapf klappernd rennt man wie ein Idiot um die Häuser, und wo ist das blöde Vieh? Sitzt im obersten Regelbrett zwischen Tchibo- und Amazon-Karton und guckt unschuldig. Nee, nee, nee ich will nicht ohne Katzen sein!

 

Zum Schluss eine ganz ernsthafte Geschichte. Anfang des Jahres hat mich die richtige Grippe erwischt und ich war sehr, sehr krank. 14 Tage lang habe ich das Bett kaum verlassen, hatte hohes Fieber, Schmerzen überall und war mehrere Tage nicht ganz bei mir und kaum ansprechbar. Luzie lag immer auf meinem Kopfkissen und Nala an meiner Seite. Die beiden haben mich die ganze Zeit bewacht, Tag und Nacht. Sie haben sich 1a benommen, keinen Zirkus veranstaltet sondern mir ins Ohr geschnurrt und die Stirn geleckt. Ich kann es natürlich nicht wissenschaftlich beweisen, aber ich bin ganz fest der Überzeugung, dass mir die Katzen geholfen haben gesund zu werden. Es war einfach tröstlich, immer ein Fell zu spüren, eine raue Zunge oder den Atem. Wir haben es in unserer Familie immer so gehalten, dass jemand der krank ist eine Katze ins Bett kriegt. Die Katzen kamen sowieso  freiwillig. Ich finde das auch nicht unhygienisch. Jedenfalls sind wir alle mit den ganzen „Katzenbakterien“ groß, stark und gesund geworden.


19.04.2011

Hallo, ich bin Nala. Im Mai werde ich zwei Jahre alt. Als Babykatze wohnte ich bei einer jungen Frau, als diese dann selbst ein Baby bekam, wollte sie mich nicht mehr behalten „wegen der Hygiene“ und ich wohnte eine Zeit lang bei ihrem Bruder, der war nett aber sein Vermieter leider nicht. Katzenhaltung war verboten. Der Junge Mann brachte mich zum Glück zu Frauchen Petra von Sunnydays. Dort lebte ich ca. 9 Monate glücklich und zufrieden unter all den anderen Katzen. Ich wurde eine schöne, selbstbewusste und sehr gut erzogene Katze. Wir Sunnydays Tiere können natürlich nicht immer dort bleiben, Petra sorgt dafür, dass wir alle gut vermittelt werden.

Eine Familie sah mein Bild im Internet und hat sich sofort in mich verliebt, kein Wunder denn ich bin eine außergewöhnlich schöne Grautigerin, sagte ich das schon? Nach einem Telefonat rückte die ganze Familie bei Petra an ,damit ich mir meine Leute ansehen konnte, denn wir Katzen müssen nicht mit jedem X-Beliebigen mitgehen. Wir haben ein Mitspracherecht und Petra nimmt die Leute genau unter die Lupe. Soweit lief alles gut, wir mochten uns und ich war bereit mein neues Leben zu beginnen

Am 27.02.2011 zog ich zu meiner neuen Familie. Dort wohnte schon eine andere Katze, die war sehr traurig, weil ihre Katzengefährtin jetzt im Katzenhimmel ist. Ich sollte ihr in Zukunft Gesellschaft leisten. Wir es mir dort ergangen ist werde ich nun berichten.

Sonntag.


Meine bisherige Pflegemama Petra brachte mich in das neue Haus und ich habe mir alles angesehen. Wo das Katzenklo ist und wo die besten Plätzchen sind. Die Luzie, so heißt die andere Katze, war erst mal ganz baff als ich hereinkam. Sie saß nur da und hat ganz erstaunt geschaut. Unser erstes Treffen verlief sehr höflich und gesittet. Meine Pflegemama war sehr stolz auf mich, weil ich mich so gut benommen habe und meinen neuen Menschen fiel ein großer Stein vom Herzen, weil es keinen Katzenzoff gab. Es war ein aufregender Tag und wir waren alle sehr müde. Deshalb schlief ich gleich auf Frauchens Kopfkissen ein und Luzie legte sich irgendwo in die Mitte. Die Menschen mussten zwischen uns und um uns herum schlafen.

Montag.


Ich wohnte bisher mit vielen anderen Kumpels zusammen und wollte auch gleich mit der Luzie spielen und sie mal ausgiebig beschnuppern. Das hat ihr aber nicht so recht gepasst. Sie beobachtet mich und lässt mich in Ruhe, aber wenn ich ihr zu nahe komme, dann faucht sie mich an. Ich vermisse mein vorheriges Zuhause schon, dort ging es mir gut und ich hatte Gesellschaft. Hier fühle ich mich noch ein bisschen fremd und einsam, deshalb suchte ich mir ein ruhiges Plätzchen um nachzudenken und um mich an die neuen Geräusche und Gerüche zu gewöhnen. Ab und zu gehe ich ins Wohnzimmer und sage den Menschen, dass ich noch da bin, dann werde ich gestreichelt und ich schnurre. Sie sind sehr lieb zu mir. Aber die Luzie war heute frech. Als ich neben ihr am Fenster saß, knurrte sie und sagte: „Zisch endlich ab, hier wohne ich!“ Aber ich war ganz mutig und fauchte zurück: „Ich wohne jetzt auch hier, ich habe schließlich einen Vertrag“ Das hat ihr total die Sprache verschlagen, denn sie hat keinen Vertrag. „Steht in deinem blöden Vertrag auch, dass du raus darfst? Denn ich gehe jetzt eine Runde in den Garten um die Hunde ärgern und du bleibst gefälligst hier, olle Doofkatze!“ Sie maunzte einmal und sofort kamen die Dosis angesaust und ließen sie raus, mich nicht. Ich war so sauer, dass ich ihr hinterher rief: „Selber olle Doofkatze“ Mehr fiel mir im Moment nicht ein, denn ich bin gut erzogen worden. Ich jammerte und sabberte die ganze Scheibe voll, aber niemand ließ sich erweichen. Da sagte ich ganz leise: „ und olle Doofmenschen“. Die Dosine schmuste mit mir und versprach, dass ich später auch raus darf, ich müsse nur etwas Geduld haben. Sie gab mir ein Leckerchen zum Trost.

Dienstag.


Ich bin nur noch ein kleines bisschen traurig. Hier gefällt es mir ganz gut. Wir haben mit dem Laserpointer gespielt, ich tobte durch die Bude und Luzie saß auf dem Schrank und guckte sehr verächtlich. Sie zeigte uns allen, dass sie über solche albernen Spielchen erhaben ist. Sie hat es 2 Minuten ausgehalten, dann sprang sie vom Schrank herunter, um mir den roten Punkt vor der Nase weg zu schnappen. Nach einer Weile fiel ihr ein, dass sie mich noch nicht leiden kann und sie verzog sich wieder auf ihren Aussichtsturm. Ich habe einen eigenen Karton mit Raschelpapier. Als ich mal gerade woanders war, kam die Luzie und schaute sich alles an und machte es sich dort bequem. Ich hatte nichts dagegen, aber ihr war es peinlich erwischt zu werden und sie ging hoch erhobenen Hauptes von dannen und murmelte nur „blöde Kiste“, trotzdem liegt sie immer wieder drin.

 

 

Mittwoch.


Heute durfte ich ganz lange an Luzies Popo schnuppern. Das ist doch ein großer Fortschritt. Sie sagt nur noch selten freche Sachen und wir wohnen so nebeneinander her. Wenn die Dosis mit mir spielen macht sie immer öfter mit, denn keine normale Katze kann einem gepflegten Spielchen widerstehen. Wenn wir ein Leckerchen bekommen, müssen wir nebeneinander sitzen und uns benehmen. Dann kriegt jeder eines und wir werden gestreichelt und gelobt.

Ein großes Problem ist der Ausflug nach draußen. Ich kenne den Freigang von früher, es ist toll im Garten, besonders wenn endlich wieder die Sonne scheint. Luzie braucht nur zu maunzen und darf raus und rein, wie es ihr gerade passt. Bevor die Türe aufgemacht wird fragen die Dosis immer: “Welche Katze bist du?“ Wir sehen uns nämlich sehr ähnlich, besonders wenn es im Zimmer dunkel ist und Dosine keine Brille auf hat. Ich habe schon mehrmals versucht sie zu täuschen, ich gab mich als Luzie aus, aber sie hat es gemerkt. Ich schleiche mich auch zu den Türen und warte bis einer reinkommt, dann versuche ich mich durch den Spalt zu quetschen, vielleicht gibt es noch andere Ausgänge nach draußen oder ich lauere im Treppenhaus bis jemand klingelt oder, oder oder…….ich habe da 100 Ideen um zu entwischen. Leider haben die Dosis 101 Möglichkeiten mich daran zu hindern. Wenn sie den Müll raus bringen oder mal frische Luft machen wollen, sperren sie mich blitzschnell im Klo ein, nur zu meinem Besten, hahaha. Als ein Handwerker hier war musste ich in der oberen Etage warten, bestimmt eine Stunde lang. Okay, da ist mein schöner Sessel und das Bett ist gemütlich, aber ich will doch so gerne raus.

 

 

Donnerstag


Heute Morgen wollte ich aus dem Zimmer heraus und Luzie wollte ins Zimmer herein, an der Ecke stießen wir fast mit unseren Nasen aneinander. Die Dosine hielt die Luft an, sie ahnte schon Schlimmes. Wir beschnupperten uns gegenseitig von allen Seiten und gingen friedlich unserer Wege. Die Dosine atmete wieder aus und lobte uns sehr und wir bekamen unser Frühstück zusammen serviert. Jede hatte ihren Teller, die standen sehr nahe beisammen. Wir frühstückten eine Weile einträchtig, dann bekam Luzie einen langen Hals und fraß ein bisschen von meinem Teller. Ich habe nichts dazu gesagt sondern ging einfach zu Luzies Teller und naschte ebenfalls. Ist ja genug für alle da.

Am Nachmittag wurde es aufregend. Paul kam zu Besuch. Er ist viel größer als eine Maus, aber viel kleiner als ein richtiger Mensch, er ist ein Enkelchen. Die Menschen machten einen riesigen Zirkus um ihn. Er bekam ein paar Leckerchen, mit denen sollte er uns füttern. Er warf sie leider auf meinen Kopf, aber das tat nicht weh und habe mich auch brav streicheln lassen. Luzie ließ sich auch begrabschen und raunte mir zu: „Noch drei Minuten, dann hauen wir ab“ Nach einiger Zeit wurde er wirklich nervig, er ist lieb zu uns und die Oma passt auf, aber er kreischt und rennt und fuchtelt mit den Armen und schreit „Attacke, ich bin der schwarze Ritter und du bist der Schurke!“ Das mag ich nicht, ist mir zu stressig, außerdem will ich nicht immer der Schurke sein, sondern viel lieber der große Mäuseschreck. Luzie und ich verkrümelten uns auf die Esszimmer Stühle, dort saßen wir einträchtig nebeneinander. Niemand sah uns unter der Tischdecke aber wir kriegten alles mit. Wir hatten ein langes Katzengespräch, Sie ist eine nette Katze, aber sie kennt nur diese Familie und hat ihr ganzes Katzenleben dort mit ihrer Freundin verbracht. Die fehlt ihr natürlich sehr. Sie war etwas eifersüchtig und fürchtete, nicht mehr geliebt zu werden.

 

 

Freitag


Wir sind noch nicht die besten Freunde, aber wir vertragen uns. Mit den Menschen komme ich gut klar, an das neue Haus habe ich auch gewöhnt, es geht mir sehr gut. Ich kriege fast alles was ich will, fast alles. Freigang gibt es immer noch nicht. Ich jammere und mache mich ganz lang dünn um durch den Türspalt zu passen, ich hänge mich an die Gardine und kriege meine dollen 5 Minuten, da tobe ich quer durch das Zimmer, über Tisch und Bänke und reiße auch schon mal die Tischdecke runter oder krieche unter den Teppich. Sie lassen sich nicht erweichen.

Heute habe ich einen Blumentopf von der Fensterbank geworfen, das war furchtbar laut und ich habe einen ordentlichen Schrecken gekriegt. Sicherheitshalber versteckte ich mich unter dem Sofa, wer weiß, wie sich Dosine mit ihren Blumen anstellt. Als sie rein kam sagte sie nur: „Welches Monster war denn das?“ Luzie lag artig auf dem Sessel und gähnte gelangweilt, sie ist schon fast 11 Jahre alt und macht nichts mehr kaputt, dafür klaut sie Essen, das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Ich kam also wieder aus der Versenkung hervor und besah mir den Schaden, nette Blume, schmeckte aber nicht. Dosine sagte nur zu mir: „Gib dir keine Mühe, du kommst hier net raus“ Okay, das war ein Versuch, morgen werde ich mir mal ihr Strickzeug vorknöpfen, mal sehen ob sie dann immer noch so gelassen bleibt.

 

 

2 Wochen später

Hier läuft alles Bestens und ich fühle mich ganz zu Hause. Wir Katzen vertragen uns gut. In meiner ersten Woche hier war ich sehr brav, es war doch alles noch fremd für mich. In der zweiten Woche war ich oft sehr frustriert, ich wollte doch so gerne auch in den Garten. Luzie darf das, da haben die Menschen keine Bedenken, dass sie nicht wieder nach Hause findet. Mir trauen sie das nicht zu. Dabei habe ich doch durch mein gutes Benehmen und meine Anhänglichkeit gezeigt, dass ich freiwillig und gerne hier bleiben will.

 

Ich begrüße jedes Familienmitglied einzeln und liebevoll, lasse mich hochnehmen und knuddeln und drücken, ich schnurre um ihre Beine, gebe Köpfchen, leiste ihnen beim Schlafen Gesellschaft und sorge dafür, dass sie morgens rechtzeitig aufwachen um das Katzenfrühstück zu servieren. Ich helfe im Haushalt und verjage den Wischmopp. Ich bringe das Strickzeug wieder in Ordnung und sitze brav auf der Spüle wenn Frauchen kocht, okay, bis sie mich verscheucht. Manchmal dreht sie den Wasserhahn für mich auf, dann darf ich daraus trinken, das macht Spaß. Weil ich nicht raus darf um meinen Freiheits- und Bewegungsdrang dort auszutoben, lasse ich hier „die Sau raus“. Ja, ich gebe es zu, ich habe so einiges kaputt gemacht, Blumentöpfe vor allem und anderes unnütze Zeug, das hier so rumsteht. Dem Sofa habe ich auch übel mitgespielt. Leute, ich war einfach sauer, außerdem wollte ich mal austesten, wie weit ich gehen kann. Eines Tage hatte ich mal wieder den großen Palmentopf umgegraben und die Blumenerde malerisch auf dem Fußboden verstreut. Als Frauchen die Erde mit den Händen wieder einsammelte, merkte sie, dass ich einen schönen großen Haufen „Dünger“ als Krönung oben drauf gesetzt habe. Leute, natürlich kenne ich den Unterschied zwischen Katzenklo und Blumentopf, aber ich war so sauer, sagte ich doch schon. Da griff Frauchen zum Telefon und rief Petra von Sunnydays an. Die Katze Luzie sagte zu mir:“ Jetzt bist du zu weit gegangen, die tauschen dich bestimmt um und nehmen statt deiner ein Stofftier, dabei habe ich mich schon so gut an dich gewöhnt.“ Etwas mulmig wurde mir da schon und Luzie und ich lauschten heimlich mit. Frauchen petzte alle schlimmen Sachen, vor allem das mit dem Haufen. Mann war mir das unangenehm! Frauchen und Petra bequatschen alles lang und breit und kamen zu dem Schluss, mich schon nach zwei Wochen aus dem Katzenknast zu entlassen. Endlich, das wurde auch Zeit, ich bin schließlich eine erwachsene Katze, die Freigang schon lange kennt.

Aus dem ersten Ausflug in den Garten machten sie allerdings einen riesigen Zirkus. Ich durfte nur in Begleitung aller Familienmitglieder, einschließlich Luzie, raus. Ganz unter uns gesagt, das war gar nicht so verkehrt. Es war mir zwar etwas peinlich, aber der Garten ist doch ganz schön groß und überall raschelte es und ich kriegte bei einigen, neuen Geräuschen einen gehörigen Schrecken. Da alle meine Leute da waren fühlte ich mich sicher. Nebenan wohnen ein paar Hunde, die bellten furchtbar laut und drohten mir, mich zu fressen wenn ich mich in ihren Garten wage. Luzie verriet mir ein paar Tricks, wie man die Hunde ärgern kann, ohne gefressen zu werden, sie macht das schon elf Jahre lang. Als ich am Ende des Gartens das Grundstück verlassen wollte, schnappte Frauchen mich und brachten mich wieder auf den Pfad der Tugend zurück. Wir übten auch „nach Hause kommen wenn man gerufen wird“


Das alles habe ich Bravour bestanden und deshalb durfte ich am nächsten Tag ganz alleine raus, ohne viel Aufstand. Ich brauche nur Luzies Duftmarken zu folgen um zu wissen wie groß unser Revier ist, nach Hause zu finden war auch nicht schwer.

 

5 Wochen später

Es ist, als sei ich immer hier gewesen, ich kann mich kaum noch an die Zeit vorher erinnern. Mit Luzie teile ich mir die Lieblingsplätze und das Futter. Es ist für alle genug da und wir streiten uns nicht. Ich kann kommen und gehen wie ich es will. Nicht nur unseren Garten kenne ich genau, die Nachbargärten sind auch nicht ohne. Nach ca. 1 Stunde draußen lasse ich mich kurz im Haus blicken, damit mache ich meinen Menschen eine Freude, dann geht es wieder weiter. Herumstromern ist meine Lieblingsbeschäftigung, wenn ich gerufen werde komme ich sofort angesaust und ich werde stets gelobt, weil ich so eine liebe Katze bin. Luzie wird auch gelobt, scheint hier so üblich zu sein. Ich mache auch nichts mehr kaputt, das habe ich nicht mehr nötig und das Blumendüngen machen wir jetzt mit Blaukorn, es sieht auch ansprechender aus als …..na, ihr wisst schon.

Ich liebe meine Menschen sehr und zeige es ihnen auch, sie sind darüber überglücklich. Ich wünschte nur, alle Tiere fänden ein so schönes zu Hause. Bei Petra warten noch so viele. Hoffentlich kommt Petra bald zu einem Nachbesuch, sie kriegt dann auch einen Kaffee, dann werde ich ihr vorführen, was für eine Wunderkatze ich bin. Ich apportiere kleine Bällchen. Das hat mir Niemand beigebracht, ich kann es einfach. Und weil meine Menschen so gerne spielen, mache ich es immer und immer wieder, es ist so leicht, ihnen eine Freude zu machen.

Ostern 2011

Die Sonne scheint und das Katzenleben ist schön. Gestern habe ich eine Maus gefangen und meinem Frauchen geschenkt. Sie hat mich sehr gelobt und ich habe ein Leckerchen bekommen. Dann hat sie meine Maus mit einem Glas gefangen und weggetragen. Ich hoffe sehr, dass ihr die Maus geschmeckt hat, es war ein schönes, großes Exemplar. Danach ruhte ich mich, zusammen mit Luzie, auf der Bank aus.

Drei Monate später

Ich bin die schlaueste Katze der Welt, sagen meine Menschen. Man soll sich ja nicht selber loben, aber ich muss diese Geschichten einfach erzählen.

Da ich so gerne apportiere, hat meine Familie mir ein paar bunte Bällchen gekauft. Kleine, weiche, die ich gut mit den Zähnen fassen kann. Oft landen diese Dinger unter dem Schrank oder an unzugänglichen Stellen. Mein Frauchen kraucht dann auf dem Bauch herum, leuchtet mit der Taschenlampe unter das Sofa und angelt mit einem langen Stock die Bälle wieder hervor. Kürzlich verschwand wieder ein Ball und ward nicht mehr gesehen, Staub und Flusen haben sie gefunden, aber keinen Ball. Abends, als wir wieder spielen wollten, sagte Frauchen: „ Wenn ich doch nur wüsste wo der blaue Ball ist, ich suche ihn schon den ganzen Tag, der ist wohl auf Nimmerwiedersehen verschwunden.“ Sie hatte es kaum ausgesprochen, da kroch ich unter den Schrank. Der Ball lag nämlich hinter dem Schrankbein, sehr unsichtbar für Menschen. Ich legte meiner verdutzen Familie den Ball vor die Füße. Los, spielt mit mir! Ihr hättet mal sehen sollen, wie die sich alle aufgeführt haben, sie kriegten sich überhaupt nicht mehr ein vor lauter Stolz über mich, ihre superschlaue Katze. Sie streichelten und lobten mich über den grünen Klee, wie intelligent ich doch wäre, ich verstünde ja jedes Wort und erkenne sogar Farben. Leute, mal unter uns, wie schwer ist es wohl einen blauen Ball wieder zu finden, wenn nur ein blauer Ball fehlt. Das bleibt aber unter uns, sollen die anderen doch glauben was sie wollen.

Gestern war der Ball wieder weg, er flog über den Zaun in Nachbars Garten, in ein undurchdringliches Gebüsch. Alle haben gesucht, er war irgendwo zwischen Stacheln und Efeu. Auch ich habe ihn nicht gefunden, Heute Morgen aber packte mich mein Ehrgeiz, und siehe da, ich fand ihn und brachte ihn in die Küche. Dort legte ich ihn sehr ordentlich neben meinen Futternapf. Dosine fiel aus allen Wolken und rief sofort ihre beste Freundin an um mit mir anzugeben, ich bekam eine Sonderration Leckerchen.

Diese Bällchen sind mein liebstes Spielzeug, und das meiner Menschen. Jeden Tag werfen sie damit rum und ich tolle durch den Garten. Manchmal wollen sie mich reinlegen und werfen den Ball in den Teich. Da ich überhaupt nicht wasserscheu bin, hüpfe ich über die Steine und hole ich ihn zwischen den Pflanzen wieder heraus. Ab und zu fällt der Ball in das große Wasser, da traue ich mich nicht rein. Aber ich werde meinem Ruf als Wunderkatze gerecht, denn ich setze mich an den Rand und warte bis der Ball von alleine an mir vorbeischwimmt, dann genügt meine lange Tatze und schon habe ich ihn.

Mit der anderen Katze verstehe ich mich immer besser. Wir beide kommen bei diesem schönen Wetter nachts nicht mehr nach Hause. Früher habe ich sofort gehorcht wenn ich gerufen wurde, jetzt komme ich nur noch am Tag auf Zuruf. Nach dem Abendbrot verschwinden wir und streunen durch die Gärten. Das ist herrlich. An Tag ist es oft sehr laut, jeder macht seinen Rasenmäher oder den Kärcher an, Kinder schreien und Hunde laufen herum. Nachts gehört die Welt den Katzen, wir treffen unsere Kumpels (mit dem Felix von gegenüber habe ich auch schon angefreundet) wir jagen Mäuse und erschrecken die Kaninchen. Alle Gärten sind menschleer und wir können nach Herzenslust rumstöbern und Blumentöpfe umwerfen oder sonstigen Unsinn machen. Morgens jammern wir dann vor der Terrassentür nach unserem Frühstück und machen uns in den Betten breit, denn dann wollen wir schlafen, dabei lassen wir uns auch von dem blöden Staubsauger nicht stören, der tut nichts, der will nur spielen.