An diesem Wochenende war es wieder soweit!

Ein neues Wochenende und einer neuer Tag in Efesus für Nevzat und mich, denn nach der erfolgreichen ersten Aktion erhielten wir von Jackie und Joan aus England „grünes Licht“ für einen „Nachschlag“.

Also - wie gehabt - alle Boxen und auch das reparierte Fangnetz ins Auto und auf geht es; dieses
Mal zum oberen Eingang, weil dort auch eine große Population an Katzen lebt. Den unteren Teil haben wir ja letztes Mal bis zu den Hanghäusern „bearbeitet“. Dieses Mal ist nun die andere Seite dran; auch wieder bis runter an die Hanghäuser.


Der Empfang ist sehr herzlich und sogleich haben wir wieder eine riesige Menge an Menschen um uns herum, die uns mit Fragen bombardieren: „Was machen Sie mit den Katzen? Warum?“ usw. Dank unserer Flyer habe ich ein leichtes Spiel bei den Deutschen, denn die sind happy über solch tolles Material und wir werden fast mit Szenenapplaus bei jeder gefangenen Katze beglückwünscht; was es doch für eine tolle und professionelle Arbeit wäre ...

Keinerlei Feindseligkeiten, nur offene Arme. Da macht das Arbeiten doch richtig viel Spaß. Nach und nach füllen sich die Boxen. Mittlerweile sind wir am kleinen Odeon angekommen und machen uns weiter  in  Richtung  Trojahn-Brunnen  und  Hadrian-Tempel  auf.  Gegenüber  liegen  die  Hanghäuser  und  auch etliche kleine alte Ladenruinen,  in denen unendlich viele  Bewohner sind - seien es jetzt vierbeinig oder mehr ...

 

 

 

Die Flora und Fauna in der Türkei ist reichlich und wir sehen ein Rotkehlchen beim Sonnenbaden  und  auch  ein  Chamäleon  in  quietschgrüner Farbe. 

Ein türkischer Tourist hat diesen Genossen aus einem Gebüsch geholt und macht Fotos mit ihm:

 

 

Auf  den  Mosaikböden  der  alten  Ladenräume  laufen  viele junge Katzen herum. Ich streue auch hier Futter aus und fange im Netz zwei Katzen auf einen Streich!  Eine Glanzleistung, die Nevzat voll entgeht, weil er gerade in der Sonne etwas entspannt und die herrliche Atmosphäre genießt, die mit meinem Schrei: „Ich brauch ne Spritze,
ich  hab  zwei  Katzen  im  Netz“  ein  jähes  Ende  findet.  Er springt  herbei  und  murmelt:  „Mann,  wann  hast  du  denn das  Netz  genommen  und  die  gefangen?“  -  Ja,  ja,  die Kleintiersafari ist voller Überraschungen. :-)

Wir beruhigen die Tiere und transferieren sie in die Käfige. Schlimm ist bei dieser Aktion für uns der Weg, den wir durch die Ruinen mit maximal 4 Katzenkörben und Netz zurücklegen können. Dann kommt der Rücktransport zum Auto. An diesem Tag hatten wir Sehnsucht nach Jim, der uns am letzten Wochenende so gut zur Seite stand und tragen half.


Am Ende dieses Tages beschloss ich, eine neue Disziplin im Sportbereich für Tierärzte einzuführen:


Der  Tierarzt-Marathon  besteht  aus  ca.  800  m  schwimmen  (denn  Nevzat  schwimmt  jeden  Tag  im Meer, bevor er  zur Arbeit  geht), danach Katzenfangen und  als  Sahnehäubchen die  Kastration der Tiere  und  am  nächsten  Tag  das  Zurückbringen.  Hihi,  danach  schläft  man  wie  ein  Baby.  Das schlaucht ganz schön, denn Körper und Geist werden trainiert.  


Wenig später treffen wir auf eine Gruppe Kanadier, die uns neugierig fragen, was wir tun. Sie machen reichlich Fotos und Courtney findet sogar den Mut, schnappt sich eine Mieze und verstaut sie in der Box. Diese Aktion belohnen wir mit einem Foto und alle sind happy. Auch die deutschen Flyer werden von den Kanadiern danken angenommen.

Nach zwei Stunden sind alle Boxen und das Netz voll und der Heimweg in die Klinik steht bevor. Unter dem Protestmiauen der Miezen fahren wir in die Klinik und beginnen mit den Operation.

 

Dieses Mal sind es 22 Tiere; 12 Kater und 10 Katzen. 

Am Sonntag erklärt Nevzat mir dann, dass ich sein Auto und seine Assistentin mitnehmen kann, um die Katzen nach Efesus zurückzubringen. Er will sich mal einen Sonntag zum Entspannen gönnen.


Gut  -  schließlich  hat  er  nach  den  ganzen  Miezen  auch  noch  die  Omi  „Kadife“  von  ihrem  riesigen Krebsgeschwür am Gesäuge befreit. Ich gönne ihm die Auszeit und lade die mittlerweile putzmunteren Katzen ins Auto ein und wieder geht es mit Protestgejaule - und dieses Mal auch mit noch anderen Geruchsvarianten - zurück nach Efesus.


Die Fenster des Autos sind leicht runtergefahren, als ich mit Canan, Nevzat‘s Assistentin, dort ankommen. Was für ein Miau-Konzert in allen Tonlagen! Wir laden alle Kisten aus und verteilen die Tiere dann recht zügig wieder an ihren gewohnten Stellen; dort, wo wir sie eingefangen haben. Schnell hüpfen sie aus der Box und sind froh, wieder Zuhause zu sein. Einige gehen noch etwas breitbeinig, aber auch das wird sich in den nächsten Tagen legen.

Alle Tiere haben eine Parasitenbehandlung erhalten und kommen so also rein und sauber zurück in ihre Revier.


Wieder  sind  viele  deutsche  Touristen  da,  die  reichlich  Flyer  und  Informationen  entgegennehmen. Eine Dame ist sehr begeistert. Sie ist für „Vier Pfoten“ im Tierschutz unterwegs und ist begeistert, zu sehen, dass wir hier vor Ort etwas bewegen. Gerührt nimmt sie den Flyer und ist gespannt auf die Website und weitere Informationen. Wenn Sie abends im Hotel ist, wird sie nachschauen - versprochen.


Die Aktion wurde auch vom Himmel wohlwollend beäugt, denn der an beiden Tagen angekündigte Regen blieb aus. Dafür gab es stahlenden Sonnenschein - also wirkliche „Sunny Days“ begleiteten diese Aktion und wir sind froh, dass 40 Tiere aus dem Fortpflanzungszyklus raus sind und im Frühjahr  wenigstens 100 Babys nicht geboren  werden,  während noch  die Regenzeit hier  in der Türkei anhält.

Es ist ein kleiner Erfolg, aber jeder noch so kleine Stein macht eine Straße. Es müssen nur alle etwas mit anpacken; sei es durch Unterstützung oder durch Spenden, um so etwas starten zu können. Aber auch durch moralische Unterstützung oder spontane Hilfe, wie wir sie von Jim und Courtney in Efesus erhielten.


Mein Dank gilt besonders Jackie und Joan, die die Aktion finanziert haben und mit denen mich eine 17 Jahre lange Freundschaft verbindet und die trotz der Entfernung von England her ihre Liebe zur Türkei und den Straßentieren nicht verloren haben und die nach wie vor Nevzat und mir  vertrauen, wenn es darum geht, professionell und effizient im Sinne der Tiere zu arbeiten. Solche Verbindungen sind das größte Geschenk, was man für seine tägliche Arbeit, die Mühen und das Leid der Tiere hier bekommt und es tut gut, zu wissen, dass man nicht allein ist. 

 

Wir sind ein großes internationales Team und uns stehen alle Türen offen, wenn wir gemeinsam und uneigennützig unser Ziel verfolgen.


In diesem Sinne


Sunnydays for Animals    *Staying Alive - Strays*


Angelika