Als Tamara Raab mich im Januar 2013 anrief, um mir mitzuteilen, dass Sie einen erneuten Spendentransport durch Rumänien plant und wir, weil jemand abgesprungen war, bei diesem Transport auf ihrem Truck den Platz erhalten für eine Palette Spenden für APAM´s Tierheim, hatte ich noch keine Ahnung, wer Tamara Raab war und was das alles noch nach sich ziehen würde ...
Dann kam die Woche der Beladung des Trucks. Ein paar Tage zuvor rief mich Tamara erneut an und teilte mir mit, dass Michi, angeboten hat, mit einem Transporter hinterher zu fahren und da sich das Tierheim von APAM ziemlich weit abseits der sonstigen Strecke befindet, sollte also unsere Palette dann durch Michi übergeben werden. Am 20. März war es soweit, wir fuhren zur Verladung des Trucks. Als wir dort ankamen, warteten bereits einige der netten Menschen und wir verteilten unglaubliche Mengen von Spenden zunächst nach Art der Spenden und später dann noch auf jedes der Shelter, für die nicht extra durch eine Person gesammelt wurde. Wie ich später erfuhr, handelte es sich hier um rund 19 !!! Tonnen – einfach grandios, was dort auf die Beine gestellt wurde. Dort erfuhr ich auch, dass Michi zwar in Jerome´s Begleitung fahren wollte, aber dieser keinen Führerschein hatte und ich hab kurzerhand beschlossen, meinen Urlaub abzuklären und meinen Sohn sowie die Hunde unterzubringen, damit sie diese Tour nicht allein durchfahren muss.
Mein Chef gab mir nicht nur den Urlaub sondern sagte mir obendrein noch die Übernahme der Kosten für den Transporter zu und so beschloss ich also, Michi und Jerome nach Rumänien zu begleiten und auf diesem Wege noch unsere Hunde Emy und Balou mit nach Deutschland zu bringen, da hier schon Menschen auf sie warteten und Cristina durch die 5 Hunde-Regelung mit unseren Welpen diesen Monat etwas ins Schleudern geraten war. Außerdem erhielten wir einen Tag vor unserer Abfahrt, die Schreckensbotschaft, dass Tamara sich einen Fuß gebrochen hatte und somit der Transport von Ihrem Kollegen Franco übernommen werden sollte. Gegebenenfalls gab es noch zu überlegen, ob ich eventuell dann Francos 7,5-Tonner wieder nach Deutschland bringen könnte, aber dafür fand sich - Gott sei Dank! - eine andere Lösung.
So fuhren wir also in allerherrgottsfrühe los und machten uns beladen auf dem Weg in Richtung Rumänien.
In Rumänien haben wir dann überall Straßenhunde gesehen und konnten nicht anders, als sie zu füttern.
Michi und Jerome hatten das Ziel des Shelters in Campulung - ich entschied mich allerdings ganz spontan bei der Übergabe der Spenden an meine Leute, dass ich stattdessen in Arad bleibe zumal mein letzter Besuch nun auch bereits fast 2 Jahre her war und ich so ein wenig helfen und dabei mal wieder alles in Augenschein nehmen konnte. So fuhren Jerome und Michi ohne mich weiter aber am Ort warteten neben eines Kamerateams von der ARD noch Franco und ein weiteres Team aus Österreich. Ich freute mich sehr, endlich die süße Paula (die 7 Monate junge Tochter von Cristina und Ciprian) persönlich kennenzulernen – die Zukunft von APAM sozusagen.
Ich besichtigte die neu erbauten Gehege und war schwer beeindruckt davon. Sie sind wirklich toll geworden und kamen mir wie purer Luxus vor. Sauber, betoniert und warme Hütten.. das ist wirklich richtig gut geworden und wurde aus Spenden finanziert. Der Zaun, der das komplette Grundstück einzäunt, ist ebenfalls vollständig fertiggestellt. Dieser war absolut notwendig, da hier sowohl bereits Hunde hier und da schon mal ausgebrochen waren und tagelang in der Gegend rumirrten, als auch schon andere Tiere, wie Wildschweine, auf das Grundstück gelangt sind und für einigen Aufruhr und sogar einen sehr stark verletzten Hund sorgten. Das Gelände ist somit jetzt Aus- und Einbruchssicher.
Auch habe ich mir unsere „Langzeitinsassen“ wieder genau angesehen. Viele machten mich traurig, weil ich sah, dass sie sich sehr verändert hatten, was das Vertrauen zu dem Menschen anging. Wie so häufig werden sie immer ängstlicher je länger sie dort sind. Sie fühlen sich dort in ihrer Abgeschiedenheit und mit ihrem Anschluss zur Familie sehr wohl aber das macht eine Veränderung besonders schwierig und somit werden diese Tiere zu 85% bei APAM bleiben. Umso wichtiger ist es, dass sie dort sichere, saubere, trockene und warme Gehege haben. Das ist mein Traum für die „Langzeitinsassen“ dass sie auf kurz oder lang alle solche guten Behausungen erhalten.
Ich habe Maya besucht, die arme Maus, die fast 2 Beine bei einem Autounfall verlor. Das vordere Bein konnte noch gerettet werden aber ich war total überrascht, dass sie nur auf 2 Beinen umherlief – zu erwähnen wäre hierbei, dass die beiden verletzten Beine beide auf der linken Seite sind. Ich hab vorher nie gesehen, wie ein Hund auf 2 rechten Beinen läuft – aber das klappte wunderbar. Maya ist ein richtiges Energiebündel und freute sich sooo über unsere Aufmerksamkeit und küsste uns, da wurde mir ganz warm ums Herz. Auch Xena, die kleine die ebenfalls von einem Auto erfasst einfach liegen gelassen wurde und so 2 Beine verlor – sie war soo lieb und so voller Lebensfreude. Sie schmuste mit mir und zeigte mir, was für ein starkes Mädchen sie ist und dass sie es schaffen wird auch mit ihrem starken Handycap. Diese Erfahrung war ebenfalls eine wichtige, da ich kurzzeitig daran gezweifelt habe.
Ein großes Problem in diesem Jahr ist allerdings, dass die Einnahmen, die die Familie zu einem ganz großen Teil aus dem Verkauf ihrer selbst gepflanzten Blumen und Arrangements bestreitet, sich aufgrund des langen kalten Winters ziemlich drastisch minimieren werden. Bisher konnte noch nichts auf dem Markt verkauft werden aber wie schlimm sich die Lage wirklich darstellt, ist noch gar nicht real zu begreifen.
Dadurch, dass es im Moment ständig dort regnet, stehen viele Gehege zu einem großen Teil unter Wasser sind voller Matsch und die bereits im Winter bestellten Lastwagen mit Kieselsteinen können nicht angeliefert werden, weil der Weg dorthin komplettes Sumpfgebiet ist mittlerweile und sie dort mit diesem Gewicht direkt stecken bleiben würden. In einigen Gehegen wird es aber auch nichts nützen, Steine einzubetten.
Am schlimmsten steht es allerdings um das Gehege von Billy. Billy ist das Aushänge-schild von APAM – der Liebling von allen. Billy wurden vor vielen Jahren beide Hinterbeine abgenommen. Seither ist er ein glücklicher Rollihund, der das wirklich wunderbar meistert. Aber als ich sein Gehege sah, was unten im „Tal“ damals gebaut wurde, weil es am Hang schwierig ist mit dem Rollstühlchen für ihn, wurde ich sehr traurig. Von überall strömt hier das Wasser ein – von der Seite, durchs Dach, von hinten aus dem Berg, in welchem die Unterkunft eingebaut wurde aus Steinen zwar aber man sieht förmlich, wie da das Wasser durchkommt.. ja sogar von unten sickert es hoch – durch seinen Zwinger laufen richtige kleine Bäche und das erschwert ihm natürlich obendrein noch sein Leben.. Hier ist es notwendig, dass das Gehege von Grund auf saniert wird, Drainagen gelegt werden, vom Berg her isoliert und neu eingezäunt, mit einem warmen Haus und einer Rampe, damit er ohne Probleme rein und raus kann. Er wird sein ganzes Leben in diesem Tierheim verbringen und er liebt sein Leben so wie es ist – seine Vermittlungschancen sind gleich null, da er neben seinem Handycap auch noch inkontinent ist. Aber wie erwähnt, fühlt er sich dort ansonsten wohl. Wie schön wäre es, ihm seine Jahre dort noch so angenehm wie möglich zu gestalten. Ich ging dort weg mit dem Versprechen, dass ich mir etwas einfallen lassen würde.
Ebenso war der kleine Toto in diesem Gehege. Toto ist ein kleiner Papilion-Mix, der zu 90% blind ist. Ein ca 4kg leichter, blinder Minihund in einem Tierheim in Rumänien… das konnte ich nicht zulassen. Auch ihm versprach ich, dass er so schnell wie möglich her kommen wird. So ein Hund hat nichts in einem Tierheim zu suchen.
Am nächsten Tag besuchte ich noch den Rest der lieben Fellnasen, verteilte ein paar goodies vor allem auch an Ruffi und Tuffi, Timmi und Lena, die ja stellvertretend für alle anderen Ostereierspenden gesammelt haben und luden die Spenden aus und brachten sie unter. Hier stellte ich dann fest, dass in Zukunft ein Lagerraum für diese Spenden nötig wird. Wir haben jetzt 500 kg Futter in 4 verschiedenen Stellen untergebracht, wo eben Platz war, das ist aber auf Dauer nicht so die Lösung.
Mit diesen Eindrücken bin ich dann 3 Tage später mit Emy und Balou und jeder Menge von Victoria arrangierten Blumen wieder zurückgefahren. Michi und Jerome hatten auch ein Paar Hunde aus Campulung dabei, auf die in Deutschland wunderbare Familien warteten. Unterwegs haben wir viel Gesprächsstoff über das jeweils erlebte gehabt und ich war sehr froh darüber, mich austauschen zu können.
In Campulung war ein Kamerateam der ARD dabei. Der Bericht wird im Zusammenhang mit einer Bericht über die rumänische Hundemafia bereits am Sonntag, dem 07.04.2013 gezeigt und zwar im Weltspiegel um 19.20 Uhr
Wie immer muss ich erst einmal alle Eindrücke richtig verarbeiten und bin froh, dass die Hunde und Katzen bei APAM so außergewöhnlich gut versorgt werden, im Gegensatz zu den meisten anderen Sheltern, bekommen sie hier genug zu essen (teilweise meinen sie es eher zu gut) und ganz viel Liebe und soviel Zuwendung, wie irgend geht. Es ist ausreichend Platz in den jeweiligen Gehegen vorhanden, dass die Hunde auch laufen können aber die meisten haben kein warmes Dach überm Kopf sondern auch im tiefsten Winter nur einfache Holz- oder Stein-Hundehütten, die nicht besonders isoliert sind.
Es ist also noch sehr viel zu tun aber es hat sich auch schon eine Menge getan und das macht Hoffnung für die Zukunft. Ich freue mich bereits auf den nächsten Besuch bei meinen Schützlingen und bedanke mich für die mal wieder außergewöhnlich aufmerksame Gastfreundschaft von Cristina, Ciprian und Victoria. Wir alle sind in den letzten Jahren zu einem guten Team zusammengewachsen und es ist mir eine Freude und eine Ehre ein Teil davon zu sein.
5 Tage später ...
Nur 5 Tage nachdem ich in Rumänien verlassen hatte, machten sich Cristina und Ciprian mit Paula auf den Weg nach Deutschland um den anderen Teil der gesammelten Spenden persönlich abzuholen. Bei der Gelegenheit brachten Sie auch die 5 bereits vermittelten Hunde mit.
Alle Übernehmer kamen her und näherten sich langsam ihren neuen Familienmitglied an, die dieses Mal allesamt 6-er im Lotto hatten. Alle waren schon seit Wochen sehr aufgeregt und konnten es nicht erwarten, ihre Schützlinge endlich in die Arme zu nehmen.
Auch wenn das eigentliche Hauptmerk von APAM nicht ist, einen Hund nach dem anderen nach Deutschland zu holen ,so sind sie doch hin und wieder froh, wenn der eine oder andere das große Glück hat und nicht sein ganzes Leben im Tierheim verbringen muss. Deshalb freuen sie sich natürlich für jeden einzelnen und achten ganz genau darauf, wo er in Zukunft leben wird.
Auf der Rückfahrt war dann der Wagen abermals voll und durch unseren zusätzlichen Transport nach Rumänien war jetzt tatsächlich unser Lager hier zum ersten mal komplett leer.. das bedeutet ganz viel volle Bäuchlein in Rumänien genauso wie neue warme Decken, Kuschelbetten, Pullöverchen und Leckereien.
Unser Dank gilt all unseren Freunden, die uns so tatkräftig unterstützt haben mit Spenden aller Art ohne Euch alle wäre die Arbeit in Rumänien überhaupt nicht möglich und wir danken natürlich den Menschen, die unseren lieben Schätzen ein neues zuhause und somit die Chance auf eine schöne, sorglose Zukunft gegeben haben. Auch das ist erforderlich, weil der Platz bei APAM sehr begrenzt ist und bereits zu viele nicht oder nur schwer vermittelbare Tiere ein zuhause auf Lebenszeit dort haben. So ist wieder Platz für weitere Notfälle von denen es leider in Rumänien mehr gibt, als überhaupt darstellbar wäre.
Abschließend möchten wir uns bei allen Spenderinnen und Spendern bedanken, die APAM unterstützen und ganz besonders auch bei den Oster-Eier-Spender/innen. Durch Sie hatten viele rumänische Straßentiere ebenfalls ein schönes Osterfest.
(Nicola Decker)