Der Abfahrtszeitpunkt rückt immer näher, aber von Lucky, der am Vortag gegen 9.00 Uhr das Haus zum Freigang verlassen hat, taucht einfach nicht auf. Petra ist den ganzen Tag über immer wieder
rufend und pfeifend durch den Ort gelaufen und auch die Nacht davor. Eigentlich antwortet Lucky immer und kommt auch immer ganz schnell angelaufen, aber es ist rein gar nichts zu hören und kein
Lucky kommt.
Während unserer Suchen erfahren wir von Ortsansässigen, dass es wohl in der Nähe einen Tierquäler geben soll. Die letzte verschwundene Katze wurde schwerst misshandelt auf der Straße liegend gefunden. Das beunruhigt uns noch mehr.
Gegen 19.30 Uhr ist Lucky wieder da. Er versucht zu miauen, was aber nur sehr kläglich gelingt. Er hat fast keine Stimme mehr, sind grauenvoll aus und kann sich kaum auf den Beinen halten. Als wir ihn berühren, jault er vor Schmerzen laut auf.
Petra schaut ihn sich kurz an und greift nach dem Telefon. Vielleicht ist Frau Dr. Rink noch in der Praxis. Zur Tierklinik schaffen wir es jetzt nicht mehr. Das Glück ist auf unserer Seite. Das Praxisteam steht zwar schon "in Hut und Mantel" und will die Praxis gerade verlassen, warten aber auf Lucky.
Wir stellen fest, dass er eine fette Bisswunde am Schwanz hat, die wohl von einer Katze stammt. Der Teil des Schwanzes wird rasiert und behandelt. Doch überall am Körper hat er Abschürfungen, die nicht von einer Katze stammen. Er hat Abschürfungen am hinteren Teil des Körpers und im Brustbereich, an Rippen und Bauch Prellungen. Wir wissen nicht, was ihm passiert ist, aber so wie er sich verhält, war es der blanke Horror. Die Verletzungen sehen mehr so aus, als hätte er sich durch ein Kippfenster gerettet.
Lucky ist völlig traumatisiert. Er ist recht kalt und völlig erledigt. Lucky bekommt ein Antibiotika und ein Schmerzmittel. Petra nimmt ihn wieder mit zurück nach Hause. Dort liegt er in ihrem Bett unter dicken Decken, denn er ist sehr kalt. Am liebsten würde Petra den Flug absagen, aber das ist so einfach nicht möglich.
Um 22.15 Uhr kommen auch Shirley und ihr Mann dazu. Wir müssen zum Flughafen fahren, um die Kastrationsaktion in der Türkei durchzuführen. Der Abschied von Lucky fällt mehr als schwer.
Günter und Sebastian kümmern sich um den armen Kerl. Die ganze kommende Woche über muss er fast täglich zum Tierarzt. Der erste Bluttest zeigt veränderte Muskelwerte, die sich in den Leberwerten wiederspiegeln. Das Labor teilt in seinem Bericht mit, dass eine Woche später ein weiterer Bluttest gemacht werden sollte, um zu kontrollieren, ob und wie sich die Werte wieder in den normalen Bereich zurückbewegen oder aber die Niere vielleicht auch etwas abbekommen hat.
Lucky erholt sich nur langsam und für Petra, die nun in der Türkei so gar nichts für den kleinen Kerl tun kann und sich nur auf telefonische Berichte verlassen muss, ist es ebenfalls mehr als schwer.
Am Dienstag, den 21.10.2014 gegen 17.00 Uhr deutscher Zeit kommt dann per SMS die Entwarnung. Frau Dr. Rink schreibt: "Juchuuu, alle Werte wieder in Ordnung!".
Gott sei Dank! Jetzt müssen "nur noch" die körperlichen Blessuren und seine Seele wieder heilen, dann hat Lucky es geschafft.
Durch die Suchplakate, die in Neuss-Grefrath von uns aufgehängt und verteilt wurden, sind die Grefrather informiert. Viele suchten nach Lucky und auch heute noch rufen einige an und fragen, wie
es ihm geht.
Einig sind wir uns aber alle:
Wir suchen diesen Menschen, der Lucky das angetan hat. Er sollte besser damit aufhören, Katzen zu quälen, denn wir alle in Grefrath - und darüber hinaus - werden ihm gern dabei behilflich sein, wenn er es nicht tut und wir ihn finden.
Das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen!