Dieses Mal wurde die Kastrationsak- tion recht kurzfristig angesetzt.
Zum einen wegen der Vertretung am Arbeitsplatz, die notwendig ist, zum an- deren wurden die Flugpreise ständig kontrolliert sowie die Hotelseiten durchsucht.
Zum anderen war auch nicht klar, ob wir überhaupt eine vernünftige Aktion finanziert bekämen.
Aber lest selbst:
3 Wochen vor Abflug
In dieser Zeit begannen die Überlegungen, ob eine Kastrationsaktion sowohl möglich, als auch finanzierbar sein würde. Unsere eigenen Tiere wären in der Zeit, in der wir ins uns in der Türkei befanden, auch versorgt von zwei unserer Söhne. Zudem war die Reise auch privat nicht geplant, so dass die Kosten für Flug und Hotel auch nicht so hoch sein sollten.
Dank des Internets fanden wir zunächst Flüge zu durchschnittlich guten Preisen. Da wir den Nachflug (um 2.10 Uhr morgens) ab Köln nehmen wollten, brauchten wir jemanden, der uns mit unserem ganzen Gepäck zum Flughafen fahren würde. Hierzu wurde Sohn Sven auserkoren, der sich immer freut, wenn er mit Mutter's Auto fahren darf. Zeitlich klappte das für den Hinflug, nicht aber für die Abholung vom Rückflug. Daher ging es zurück nach Düsseldorf.
Bei der Hotelsuche hatte dann wohl auch wieder "irgendjemand" seine Finger an der Tastatur. Wir wollten ja kein Hotel mit 5 Sternen (wozu auch; wir sind ja fast nie da), sondern etwas ganz einfaches. Am liebsten in Richtung Innenstadt, aber doch etwas abgelegen. Wir fanden dies im Hotel Istanköy, das in einer wirklich kleinen Seitenstraße liegt direkt am Atatürk Bulvari und zu Fuß 10 Minuten von Nevzat's Tierklinik entfernt. Der Preis war unschlagbar und so wurde Angelika nochmals nach Lage etc. befragt. Sie sagte: OK! Also buchten wir adhoc Flüge und Hotelzimmer für Günter und Petra sowie den Mietwagen, der wie immer groß sein sollte, da Angelika's kleines Auto uns nicht alle inklusive Gepäck befördern kann und auch nicht so viele Transportboxen bei den Fangaktionen.
Wohlweislich packten wir das Tierschutzgepäck schon am Mittwochnachmittag vor dem Abflug und ließen es zunächst gepackt in der Garage stehen. Dies stellte sich dann auch als Glücksfall heraus, weil es an diesem Tag zumindest trocken war, was die Woche darauf nicht mehr so sein sollte: Regen und Schnee(regen) sowie etliches an Kälte hätten uns da ganz schön dranbekommen.
Aufbruch zum Flughafen
Petra ist abends ziemlich platt: Morgens um 5.00 Uhr aufgestanden, Reste für den Aufenthalt in der Türkei erledigt. Einen Arbeitstag hingelegt, nach Hause gekommen und weiter gearbeitet. Alles muss schließlich erledigt sein, bevor man eine Woche lang weg ist.
Als Sven um 22.00 Uhr nach Neuss kommt, ist der Wagen bereits gepackt. Die Ladefläche des Kombi's ist sehr gut gefüllt und eine Tasche muss noch auf den Rücksitz.
Wir fahren also gemeinsam los zum Flughafen KölnBonn. Auf dem Weg dorthin überholt uns auf der Autobahn die Polizei mit Blaulicht. Sie fahren noch an etlichen Autos vorbei und dann eine geschlagene Viertelstunde mit 80 km/h mitten auf dem Mittelstreifen. Hierfür ist kein Grund ersichtlich und als wir auf den nächsten Rastplatz zufahren, fahren sie einfach raus. Was das sollte, ist klar unverständlich! Als die "Blockade" immer länger dauerte, gingen die Blicke aber schon öfters zur Uhr ...
Selbstredend kommen wir pünktlich am Flughafen an und stellen uns am Check-in-Schalter mit unseren Gepäckmassen an. Immerhin können wir 136 Kilo mitnehmen, die auch immer voll ausgeschöpft werden.
Am Schalter wiegt der junge Mann dann alles ganz genau. Obwohl wir mit der Kofferwaage selbst alles gewogen haben, teilt er mit, dass wir 5 Kilo zu viel hätten. Kostenpunkt: 50 €! Als er hört, was wir im Gepäck haben und wofür es gedacht ist, lässt er sich jedoch erweichen und alles wird kommentar- und kostenlos eingecheckt.
Es bleibt nun noch etliche Zeit, um noch eine Kleinigkeit zu essen und etwas zu trinken, bevor der Flug - früher als erwartet - bereits aufgerufen wird. Also ab in den Flieger und los geht es.
Der Flug verläuft ruhig und insgesamt landen wir - gefühlt - schneller als gedacht.
Ankunft in Izmir
Aus dem Flieger raus geht dann alles auch ganz schnell. Ratzfatz durch den Zoll zum Kofferband, wo 8 Gepäckstücke darauf warten, auf den Kofferwagen gehievt zu werden. Draußen wartet dann auch schon der Mietwagenmensch. Die Freude um das sofortige Auffinden desselben wird dann jedoch ein wenig gebremst, als er mitteilt, dass der eigentlich gebuchte Wagen nicht verfügbar sei. Er hätte aber einen anderen Wagen mitgebracht und hoffe, dass der unseren Ansprüchen genügen würde. Petra wird es heiß und kalt. Wir haben extra einen Fiat Doblo bestellt, weil nicht nur das ganze Gepäck mit muss, sondern später auch die Tiere damit befördert werden sollen. Es wird uns aber nichts weiter übrig bleiben, als diesen Wagen zu nehmen, denn irgendwie müssen wir schließlich nach Kusadasi kommen.
Nachdem die Formalitäten erledigt sind, sehen wir uns den Wagen, den wir zuvor nur durch die Scheibe am Terminal gesehen haben, aus der Nähe an und sind beruhigt. Er ist größer als der, den wir eigentlich hatten haben wollen und so wird uns das Schätzchen die kommende Woche hindurch "unterstützend begleiten":
Nachdem alles eingeladen und das Navi mit der Adresse gefüttert wurde, fahren wir los in Richtung Kusadasi, wo Angelika uns um 10.00 Uhr am Hotel treffen will.
Der Wagen funktioniert prima und Günter fährt uns ohne Probleme nach Kusadasi. Als wir dort ankommen, fahren wir selbstredend erst einmal an der kleinen Straße, die zum Hotel führt, vorbei. Da hier Wenden nicht möglich ist (man muss immer eine lange Strecke bis zum Ende der Straße fahren, um zu wenden), biegen wir die nächste Straße rechts ab. Logischerweise fährt man dann noch zweimal rechts und sollte dann wieder am Hotel ankommen.
Gedacht und getan. Allerdings stellt es sich mit der riesigen Kiste als recht schwierig heraus, in den einheimischen Mini-Gassen zu rangieren. Dennoch klappt alles und Petra flitzt erst einmal ins Hotel hinein, um an der Rezeption nach dem (richtigen) Parkplatz zu fragen.
Als Petra "Hallo" sagt, strahlt die junge Frau hinter der Rezeption sie an, hält die Hand hin und sagt: "Petra Schmidt"? Wir wurden wohl schon freudig erwartet. Sie erklärt, welchen Parkplatz wir nutzen sollen. Nachdem der Wagen gut untergebracht ist auf einem bewachten Parkplatz gehen wir zum Hotel zurück und sehen dabei Angelika, die gerade im Hoteleingang verschwindet.
Das Hotel ist klein, aber fein. Es wird seit Jahren als Familienbetrieb geführt und alle sind wirklich super nett und hilfsbereit. Das es noch recht früh ist, frühstücken wir erst einmal. Angelika leistet uns Gesellschaft. Einige Zeit später fährt sie zur Arbeit und wir gehen erst einmal auf unser Zimmer. Mittlerweile sind wir bleiern müde und wollen nach dem Auspacken unserer wenigen eigenen Sachen erst einmal ein wenig schlafen.
Kurz vor dem Einschlafen hören wir es dann: Katergeschrei - gleich von mehreren Objekten! Na, das kann ja gut losgehen. Da haben wir die ersten "Opfer" ja direkt vor der Türe, ist der letzte Gedanke, bevor es am helllichten Tag für uns dunkel wird.
Drei Stunden später sind wir wieder fit und zu neuen Schandtaten bereit. Als erstes wird einmal aus den Fenster gesehen und die ersten Eindrücke festgehalten:
Da Angelika uns erst abends wieder treffen wird, beschließen wir, ein Stück durch Kusadasi zu laufen. Günter war ja noch nicht hier und so laufen wir erst einmal zu Nevzat's Klinik und sagen guten Tag.
Der ist schwer in Arbeit, denn die Einheimischen bringen wieder reichlich Tiere zum Kastrieren und so sieht es in der Klinik auch aus:
Nevzat selber hat auch einen neuen Mitbewohner:
Angelika hatte den Kater kürzlich zur Kastration eingefangen und Katerchen war so begeistert von Nevzat, dass er geblieben ist. Er geht zwar auch draußen seine Runden, kommt aber immer wieder zurück und liebt es, mit ihm zu kuscheln oder - sofern niemand Zeit für ihn hat - sich einfach einzurollen und zu schlafen.
Gegen 19.00 Uhr treffen wir dann Angelika am Hotel. Sie holt uns ab, denn Christian, der auch gerade in Kusadasi ist, hat Helga, Angelika und uns zum Abendessen eingeladen.
Es wird ein schöner Abend, bei dem wir ihn ein wenig besser und Helga erstmals kennenlernen und vieles besprechen, was die nächste Woche anbelangt. Aber auch administrative Fragen werden besprochen und - als wir uns intensiv mit den geplanten Kastrationen und den Hunden in Helga's Tierheim in Selcuk beschäftigen - erklärt er sich spontan bereit, die Kastrationskosten für ca. 40 - bislang noch unkastrierte - Hunde aus Selcuk zu spenden.
Helga kippt vor Freude fast hintenüber. Wir anderen freuen uns mit ihr und danken Christian ganz, ganz herzlich!
Zu später Stunde endet der Abend dann und wir kippen zum Abschluss müde in die Kissen.
Unser erster Besuch in Helga's Tierheim
Am nächsten Morgen regnet es erst einmal. Es ist recht frisch und die Schauer fangen an, hören nach einer Weile wieder auf um dann wieder zu beginnen.
Christian holt uns am Hotel ab und wir fahren gemeinsam zu Helga nach Selcuk. Da wir den Weg dorthin bislang nicht kennen, ist das einfacher. Denn immerhin liegen solche Tierheime ja immer gut versteckt im Hinterland. Wir wollen uns erst einmal ein wenig im Tierheim umschauen und Helga begleiten, wenn sie die ersten fünf Damen zu Nevzat bringt. Helga hatte den Transport bereits beim Abendessen organisiert und schon bald kann es losgehen.
Das, was wir sehen, kennen wir so schon aus vielen ausländischen Tierheimen. Es wird mit einfachen Mitteln gearbeitet, aber man merkt auch die deutsche Leitung hier und - zu unserer großen Freude - sind Helga's Mitarbeiter alle sehr tierlieb.
Einige Mitarbeiter haben das tägliche Brot für für die Hunde mit dem Lieferwagen abgeholt und bringen auch gleich einige weitere Hunde mit:
Die Hunde sind alle freundlich, jedoch hat der Retriever ein größeres Problem, das behandelt werden muss:
Die Schäferhündin, die am Tag zuvor hochträchtig ins Tierheim gebracht wurde, gebärt gerade ihre Welpen.
Wir lassen sie ganz in Ruhe und sehen uns weiter in vorderen Teil des Tierheims um. Es gibt zur Zeit etliche Welpen im Tierheim, aber auch die erwachsenen Hunde sind erfreut, uns zu sehen und eine kleine Streicheleinheit zu bekommen.
Im vorderen Teil ist es nur ein mittelmäßig großer Rundgang, den wir machen. Dort gibt es recht viele Hunde, die noch nicht kastriert sind, wie uns Helga und Christian erklären. Petra nimmt nach etlichen Fotos auch noch einige (Kurz-)Filme auf, bevor wir hinter Helga, zwei ihrer Arbeiter und den ersten fünf Hundedamen zu Nevzat fahren.
Der nachfolgende Film gibt einen einen Einblick vom vorderen Teil des Tierheims. Erst am folgenden Tag werden wir erfahren, wie und wo die bereits kastrierten und gesunden Tiere leben und vieles besser verstehen.
Nevzat ist schon wieder stark beansprucht. Etliche Katzenboxen stehen in der Klinik mit bereits kastrierten Katzen oder denjenigen, die noch kastriert werden sollen an diesem Tag.
Helga's Hunde kommen fast sofort an die Reihe.
Wir warten derweil bei einer Cola gegenüber im Cafe und besprechen weiter, was wann wo zu tun ist.
Als die Hunde alle kastriert sind, ist es schon Nachmittag. Als Nevzat in Anschluss daran hört, dass er - zusätzlich zu den Katzen, die wir fangen und die, die von den Einheimischen gebracht werden - täglich auch noch Helga's Hunde kastrieren soll, bittet er um Mitleid. Daher vereinbaren wir, dass die Hunde aus Selcuk nach unserer Abreise kastriert werden sollen.
Helga und die Arbeiter fahren mit den Hunden zurück ins Tierheim. Christian will auch nochmals mitfahren. Wir gehen das Stück zum Hotel zurück, um zu duschen und irgendwie an gesellschaftsfähige Klamotten zu kommen, denn die Hunde haben uns aufgrund der nassen und matschigen Pfoten schon ganz schön zugerichtet.
Kaum sind wir fertig, ist auch schon Angelika da und es geht weiter. Die erste Fangaktion am Hotel beginnt. Wir ziehen mit unseren Boxen um die Häuser und durch die kleinen schmalen Gassen - dieses Mal jedoch zu Fuß. Der Mietwagen steht dabei auf dem Parkplatz und wird mit den gefüllten Boxen beladen, die wir zu Nevzat fahren. Danach gibt es noch einen abendlichen Imbiss und der zweite Tage ist vorbei.
Freitag ...
Am Vorabend hat Petra erst einmal 3 Katzenboxen an der Rezeption des Hotels geparkt. Die werden auch gleich nach dem Frühstück gefüllt. In diesem Fall ging es ganz schnell: Die erste Katze wird im Nacken gepackt und in die Box befördert.
Für die zweite gibt es ein kleines Frühstück in die nächste Box. Sie ist einfach zu neugierig und zu hungrig und geht einfach so in die Box hinein, so dass nur noch die Türe zugemacht werden muss.
Nr. 3 ist ähnlich. Sie braucht aber noch einen kleinen Schups, damit sie vollends in der Box landet. Günter staunt nicht schlecht, wie flott das ging.
Kurz darauf sind Angelika und Christian da. Die 3 Katzen in den Boxen wandern in Angelika's Auto und wir fahren gemeinsam zu unserer Futterstellenbetreuerin Can, die gleich zwei Ecken weiter wohnt. Dort hat sie im Hinterhof ihres Hauses 4 Straßenhunde hineingelockt und festgesetzt. 3 von ihnen sind noch nicht kastriert. Verständlicherweise will sie sie auch erst wieder freilassen, wenn sie kastriert sind, denn die Hunde sind sehr scheu. Wir sollen ihr beim Einfangen dabei helfen und die Hunde mit dem Auto zu Nevzat bringen, was sich als nicht einfach herausstellt. Denn die Hunde sind sehr scheu, haben eine recht große Fläche, um uns aus dem Weg zu gehen, die sie auch entsprechend nutzen.
Aber es nützt nichts. Wir fangen sie doch ein und bringen sie zu Nevzat, wo sie sofort kastriert werden. Noch in Narkose fahren wir sie zurück zu Can, die sich im Hinterhof erst einmal weiter um die Tiere kümmern wird, bis sie ihren Rausch ausgeschlafen haben.
Danach fahren wir nochmals zu Helga ins Tierheim. Heute ist es trocken und sonnig und wir wollen schließlich auch noch den hinteren Teil des Tierheims sehen.
Zunächst aber müssen wir erst einmal durch ein Gehege hindurch gehen, um zum hinteren Teil zu gelangen, wo sich die wirklich großen Gehege mit wirklich vielen Hunden befinden. Und wieder einmal freuen wir uns über die hundefreundlichen Mitarbeiter, die Helga hat.
Auch heute haben wir wieder einen kleinen Film mitgebracht, der es Euch näher bringen kann, wie die Tiere sich über die Kuscheleinheiten und insbesondere auch die Spielereien in den großen Gehegen freuen.
Nach einer ganzen Weile verlassen wir diesen Teil des Tierheims wieder und gelangen in den vorderen Teil. Jetzt wissen wir, warum diese Hunde hier vorne unbedingt kastriert werden müssen:
Damit die oftmals traurigen Hunde aus dem vorderen Bereich um vieles glücklicher sein werden, wenn sie in den hinteren Bereich mit den riesengroßen Gehegen umziehen können!
Auch diese Hunde sollen ein wenig glücklich sein dürfen:
Einige Zeit später wird ein weiterer Welpe im Tierheim einziehen. Zunächst einmal wird er von Christian gekuschelt, bekommt von Helga Flohmittel, Impfung und Wurmkur, bevor er später ebenfalls in ein Welpengehege einziehen kann.
Gegen 15.00 Uhr ist die tägliche Arbeit im Tierheim beendet. Christian bringt uns zum Hotel zurück, was auch notwendig ist, denn heute sehen wir so richtig "bematscht" aus, müssen dringend duschen und brauchen ein paar saubere Klamotten. Angelika ist darauf vorbereitet und sagt später nur: Gebt mir Euer Zeug mit für die Waschmaschine.
Am späten Nachmittag wildern wir die Katzen vom Vortag wieder in der Straße, in der Can wohnt aus. Alle Katzen sahen in den Boxen gut und wach aus und flitzten auch sofort los.
Nur ein Kater ist noch nicht so recht auf den Beinen und taumelt herum. Petra legt die Kamera weg - wie immer niemals auf den Boden und immer auf ein Auto - und beschäftigt sich mit dem Tier. Der Kater geht auch freiwillig wieder in die Box, die wir dann am Hotel abstellen. Die Hotelangestellten werden sich um ihn kümmern und wir können noch einiges erledigen. Die nunmehr leeren Boxen müssen zu Angelika nach Hause gebracht werden, wo sie gereinigt und desinfiziert werden.
Auf der Rückfahrt zum Hotel stellt Petra mit dem Blick in ihre Tasche auf einmal fest: Wo ist die Kamera? Uns beiden läuft es heiß und kalt den Rücken runter: Nicht nur das sau teure Ding ist weg, sondern auch alle bisherigen Fotos und Filme!
Angelika rast wie Michael Schumacher quer durch Kusadasi. Erschwert wird die Fahrt noch durch die ständigen Baustellen, die täglich wechseln. Nirgendwo kommt man zweimal lang, wie das Baustellenschild beweist - und Angelika wohnt mittendrin!
Als wir endlich wieder in der Straße, in der Can wohnt, ankommen, liegt die Kamera - dick und fett - noch immer auf der Motorhaube eines dort geparkten Autos. Gott sei Dank!! Da waren wieder mal jede Menge Schutzengel unterwegs!
Mittlerweile ist es 18.00 Uhr geworden. Günter, der sich eine Auszeit genommen hatte, ist auch wieder an Deck und auf geht's zur nächsten Katzensafari. Bei manchen geht es recht einfach, andere veräppeln uns, eine spielt sogar "Twister" in der Katzenfalle und schafft es, alles aufzufressen, ohne den Auslöser der Falle zu berühren, was wirklich bemerkenswert ist. An diesem Abend fangen wir nochmals 13 Katzen ein, die wir noch zu Nevzat bringen. Und auch der Kater, der am späten Nachmittag noch nicht richtig fit war, kann wieder in sein altes Revier zurückkehren.
An unserem Hotel ist es nachts zwischenzeitlich recht ruhig geworden. Es gibt kaum noch Katergeschrei. Nur einen schwarzen Kater haben wir noch nicht erwischt. Aber dazu später.
Es ist heute sehr spät geworden. Gut, dass wir in der Nähe der Hauptstraße wohnen und am ersten Tag ein 24-Stunden geöffnetes Restaurant gefunden haben. Dort bekommen wir heute - um 24.00 Uhr - dann auch noch etwas zum Abendessen, bevor wir wieder einmal ziemlich müde ins Bett fallen.
Samstag am Hotel Grand Belish
Zum Hotel Grand Belish an der Grenze zu Davutlar wurden wir von Jochen und Beatrice gerufen, die von der Schweiz aus dorthin gezogen sind und die Straßenkatzen füttern. Sie teilten mit, dass es so viele Katzen dort gäbe, die nun wohl alle Nachwuchs bekämen.
Also fahren wir ganz früh morgens zunächst einmal zu Angelika. Alle Boxen werden verladen - auch die neuen 12 Boxen, die wir gerade mitgebracht haben. Sie sind noch nicht zusammengebaut, was wir vor Ort machen wollen. Insgesamt haben wir 27 Boxen, die wir fülen können.
Als wir am Grand Belish ankommen, werden wir bereits von Beatrice und Jochen erwartet. Sie füttern um diese Zeit und Jochen betätigt immer einen "Klicker". Wenn die Katzen das "Klickern" hören, kommen sie angelaufen. Es sind wirklich unglaublich viele Katzen und die wenigsten sind kastriert. Bei manchen ist die Trächtigkeit auch schon weit fortgeschritten, so dass wir nichts mehr tun können.
Angelika beginnt sofort, die noch zusammengebauten Boxen zu füllen. Anfangs geht dies recht schnell. Aber es bestätigt sich wieder einmal, dass die 3 €, die wir in Deutschland mehr für eine Box ausgeben, als sie in der Türkei kosten, sich täglich bewähren:
Beatrice will eine Box mit einem etwas schlecht gelaunten schwarzen Kater zu uns bringen. Als sie die Box hinstellt, fliegt die Türe raus und der Kater ist weg. Ihre Enttäuschung ist groß und wieder einmal ärgern wir uns über diese "Billig-Boxen".
Günter und Petra bauen in aller Eile die neuen Boxen zusammen. Beatrice schaut kurz zu, begutachtet eine zusammengebaute Box und meint dann: Das sind ja Knast-Boxen! - Ja, diese Boxen sind 4-fach gesichert und aus sehr festem Material. Sie wiegen auch mehr als die Billig-Boxen und niemals - aber auch niemals! - wird ein schlechter gelaunter Kater diese Boxen ohne menschliche Hilfe verlassen. Es gibt keine doppelte Arbeit, wie bei dem gerade entfleuchten Kater, der später nochmals eingefangen wird.
Nachdem wir 23 Katzen an dieser Stelle eingefangen haben, wollen wir zu Nevzat fahren. Als wir in die nächste Straße einbiegen, warten sie jedoch schon auf uns und so halten wir nochmals, um zumindest die letzten 4 Boxen auch noch zu füllen.
Auch über diese Aktion haben wir einen kleinen Film gedreht. Denn es ist anders, die eigene Katze Zuhause in die Transportbox zu befördern, als eine Straßenkatze.
Als wir mit den 27 Katzen bei Nevzat aufschlagen, ist der schlichtweg geschockt. Die 13 Katzen vom Vorabend stehen im Gang. Sie sind bereits kastriert. Hinzu kommen die Katzen vom Vormittag, die er heute noch kastrieren muss. Manchmal glauben wir, seine Leidensfähigkeit hat auch Grenzen, aber er murrt nicht und arbeitet still weiter.
Da wir nun keine einzige freie Box mehr haben, beschließen wir, Cagla und Totisch bei Can zu besuchen.
Beide kamen im letzten Jahr zu Can: Cagla, weil sie gelähmt war und die Hinterbeine nicht bewegen konnte und Totisch war noch so klein, als sie ihn völlig unterkühlt auf der Straße fand. Obwohl beide noch jung sind, haben sie bei Can eine Art "Gnadenhofplatz" gefunden.
Von Cagla, die so lange von den Katzen geärgert wurde, bis sie beschloss, wieder das Laufen zu lernen, haben wir einen kleinen Film mitgebracht:
Totisch hingegen war schlecht gelaunt, nachdem man ihn aus seinem Mittagsschlaf geweckt hatte, nur um ihn irgendwelchen - ihm fremden - Frauen zu zeigen:
Aber Can hat auch schon wieder neue Notfälle aufgenommen: Eine Mutterkatze, die bei ihr 3 Kitten gebar und die - nachdem 6 weitere Kitten ohne Mutter gefunden wurden - diese ebenfalls angenommen hat.
Danach geht es zu einer Frau, von der Angelika meint, ich müsse sie kennenlernen, solle mich aber gegen alles wappnen, was mich erwarten würde.
Als wir vor der Wohnungstüre standen, mussten wir zunächst an der Haustüre unsere Schuhe ausziehen. Ok, kein Problem. Als wir in die Wohnung kamen, schlug uns massiver Katzenuringeruch entgegen. Viele Katzen flitzten durch die Wohnung, was ich - bis auf den Geruch - zunächst nicht beanstanden konnte, weil die Wohnung recht groß schien.
Angelika sprach mit ihr auf türkisch und stellte mich vor. Wir setzten uns dann ins Wohnzimmer, wo wir einen Kaffee bekamen. Alles sah soweit recht ordentlich, wenn auch spartanisch aus und noch immer störte mich lediglich der Geruch.
Doch dann stand die Frau auf und Angelika meinte, ich müsse jetzt sehr stark sein. Es ging durch die lange Diele in die kleine Küche. Dort öffnete sie ein Fenster und zeigte uns einen kleinen - naja, sie nennen es dort Balkon, wir würden sagen Abstellkammer mit zwei kleinen Fenstern mit Blick in den Hinterhof -. Groß war diese "Kammer" ca. 4 m lang und höchstens 1,60 m breit.
Der blanke Horror tat sich dort auf: Denn dort lag auf dem Boden ein Pulk von 27 Katzen - völlig ineinander verschlungen aus Platzmangel. Auch gab es kein Katzenklo; dafür war überhaupt kein Platz. Der Raum war lediglich mit zerrissenen Papierstreifen einiger Zeitungen ausgelegt, um den Urin und Kot aufzunehmen.
Die Katzen selbst waren sehr, sehr ängstlich. Sie kommen aus dem Raum höchstens bis in die Küche heraus.
Angelika und ich sahen uns an. Jetzt bloß nicht explodieren, nichts falsches sagen. Nach einigen Minuten gingen wir zurück ins Wohnzimmer. Vorsichtig sprachen wir in deutsch über die Sachlage. Bloß ruhig bleiben, die Stimme in der Lautstärke nicht erheben.
Angelika spricht mit der Frau auf türkisch. Wie es zu diesen vielen Tieren gekommen ist.
Die Frau sagt, die Nachbarn stellen ihr die Tiere in Kartons vor die Eingangstüre, oftmals auch direkt vor die Haustüre. Viele von ihnen kamen als Kitten zu ihr. Sie hätte einmal einige Tiere wieder auf die Straße gebracht, aber die Nachbarn hätten sie vergiftet. Das wolle sie nicht. Aber auch die Ernähungs- und somit Kostenfrage ist hier ein Thema.
Animalhording in der Türkei! In diesen Verhältnissen! Wir müssen hier etwas tun. Ich werde immer ruhiger. Flüstere Angelika nur hin und wieder etwas zu. Angelika weiß, je leiser ich werde, umso schlimmer wird die Reaktion. Aber ich reiße mich zusammen und wir können die Frau davon überzeugen, einige der Tiere am nächsten Tag abzuholen. Sie weiß, wo und wie Angelika wohnt und ist nach einer Weile einverstanden. Die Tiere müssen erst einmal auf die Freiheit vorbereitet werden, bevor sie 2-3 Wochen später in den Freigang dürfen. Gefüttert werden sie dann weiterhin von Angelika. Das wird sich erfahrungsgemäß auch recht schnell einspielen.
Die Frau bekommt einen Weinkrampf, freut sich aber scheinbar dennoch, Hilfe zu erhalten und eine Lösung präsentiert zu bekommen.
Wir wollen sie bei Laune halten und versprechen ihr, am nächsten Tag, wenn wir die Tiere abholen, ihr auch etwas Futter mitzubringen.
Ich muss husten und kann den Geruch regelrecht schmecken. Ich muss hier raus, brauche frische Luft. Angelika sieht das genauso und nachdem alles für den nächsten Tag geregelt ist, ziehen wir unsere Schuhe im Hausflur wieder an und gehen.
Die Zeit ist schnell vergangen und wir müssen uns beeilen, vor Dienstschluss noch zu Nevzat zu fahren und alle 40 (!) Katzen abzuholen. Sie werden die Nacht bei Angelika verbringen und sollen am nächsten Tag wieder ausgewildert werden. Da morgen Sonntag ist, hat Nevzat frei und die Klinik bleibt geschlossen.
Wir essen bei Angelika, die extra für uns gekocht hat und erledigen noch den "Papierkram", der ja auch sein muss, bevor wir zum Hotel zurückfahren. Es ist wieder einmal spät geworden.
Ist heute wirklich Sonntag?
Als wir am nächsten Morgen bei Angelika Zuhause ankommen, müssen wir erst einmal die Katzen wieder auswildern. Das muss zeitlich immer eingehalten werden und zudem benötigen wir auch die Boxen für unseren Animalhording-Fall. Also ging es wieder nach Davutlar usw.
Schon vor Ort nahmen die wir Unterlagen aus den Boxen, was aber geruchstechnisch nur unwesentliche Unterschiede im Auto macht.
Danach ging es zurück zu Angelika, deren Hunde sich wieder einmal sehr über unsere Anwesentheit freuten und wo auch Goldie wieder einem ihren "Breakdance" aufführte. Zudem mussten die Boxen dringend gereinigt und desinfiziert werden.
Als die Boxen wieder sauber waren, nahmen wir 10 Stück mit zu unserem Animalhording-Fall sowie eine Tüte voll Nass- und Trockenfutter. Eine ausreichende Menge, aber nicht zu viel. Wir wollen schließlich in Kontakt bleiben.
Die Frau begann schon zu weinen, als sie uns mit den Boxen sah. Ein Weinkrampf folgte dem anderen, aber sie hielt Wort und so fuhren wir mit 9 (erlösten) Katzen zu Angelika.
Angelika hat mehrere Balkone und eine große Dachterrasse mit angrenzendem Zimmer, in das sich die Katzen ebenfalls zurückziehen können. Außerdem können sie von dort über das gesamte Dach flitzen.
Fotos haben wir in der Wohnung der Frau nicht gemacht, um sie nicht zu verschrecken. Die Katzen waren natürlich verstört und zunächst verängstigt. Auch von ihnen konnten wir erst einige Tage später Fotos machen. Wenn auch noch nicht von allen.
Wenn die Tiere ausgewildert wurden, werden die nächsten dort abgeholt und auf ihr neues Leben vorbereitet werden. Schneller geht es leider nicht, da auch der Platz bei Angelika irgendwann ausgeschöpft ist. Denn wiederum eine Katze wird bei ihr bleibe, da sie blind ist.
Angelika berichtet noch eine kleine Story: Nevzat's Frau, die selbst Tierärztin ist, hat sie am Morgen angerufen und gefragt, was wir mit ihrem Mann gemacht hätten. Der wäre nämlich am Vorabend nach Hause gekommen, hätte sich in den Sessel gesetzt und wäre postwendend und laut schnarchend eingeschlafen. Sie und die Kinder haben sich darüber köstlich amüsiert.
Wir haben es also wieder einmal geschafft, Nevzat bis an seine Grenzen zu bringen.
Nachdem die Boxen wiederum gereinigt sind, fahren wir zunächst in die englische Siedlung zu Allison. Auch sie bat um Hilfe. Allison lebt eigentlich in der Türkei und hat etliche eigene Katzen. Für alle hat sie auch Impfpässe etc. Jedoch wurde in ihrem Kopf ein Tumor festgestellt, weshalb sie nach England zurückgehen muss. Sie will jedoch ihre Katzen mitnehmen und bat nun, dass Angelika sich die Pässe, Titer-Papiere etc. ansehen möge. Sie möchte aus Unwissenheit keinen Fehler machen.
Aber Allison hat alles richtig gemacht. Die Katzen können alle mit ihr Reisen.
Danach geht es weiter in die "Zigeunersiedlung" zu Elisabeth Aytac, die ebenfalls um Hilfe gebeten hat für die dortigen Straßenkatzen. Auch hier gibt es jede Menge unkastrierter Katzen, aber auch etliche, die in der Trächtigkeit schon sehr weit fortgeschritten sind und denen wir nur noch mit einem vollen Magen helfen können.
Auch hierüber gibt es einen kleinen Film. Hiernach ist es sicherlich für viele noch klarer verständlich, warum Kastrationen so wichtig sind:
Wir haben bereits 9 Katzen eingefangen, als Angelika mit Falle und 2 Boxen eine kuriose Treppe hinauf geht. Unter einem Auto findet sie diese kleine Maus, der es sehr schlecht geht und die regelrecht nach Tod riecht:
Wir brechen die Aktion ab. Angelika zitiert Nevzat in die Tierklinik. Er ist da, als wir ankommen und sofort kümmert er sich um die medizinische Versorgung der Katze, die bereits kastriert ist und auf etwa 1,5 Jahre geschätzt wird.
Zunächst wird die Notversorgung gemacht: Infusionen, Antibiotika und auch Kortison, da die Lymphknoten immens angeschwollen sind und die Kleine kaum schlucken kann. Jetzt heißt es abwarten, ob die Medikamente greifen.
Während der Notversorgung der Katze fängt Angelika vor der Klinik schnell noch einen unkastrierten Kater ein, den Nevzat im Anschluss auch noch kastriert.
Am nächsten Morgen wollen wir zu Özden nach Payamli. Jedoch hat der Mietwagen eine Macke: Erst zeigte er an, dass in einem Reifen wohl nicht genügend Luft sei, jetzt zeigt er noch einen anderen Fehler an. Angelika übersetzt die Bedienungsanleitung und wir stellen fest, dass jetzt wohl noch was im Reifen stecken muss.
Die Rücksprache mit der Autovermietung ergibt, dass wir den Schaden reparieren lassen sollen und sie erstatten die Reparaturkosten. OK... Es ist Sonntagabend, die Werkstätten haben geschlossen und wir wollen am nächsten Morgen nach Payamli.
So ruft Angelika den "Schrauber ihres Vertrauens" an, der sehr nett ist unbd umgehend zum Hotel kommt und den Wagen abholt. Derweil gehen wir etwas essen und als wir zurückkommen, sehen wir auch schon den Mietwagen um die Ecke biegen. Allerdings stellt sich heraus, dass wir nicht nur eine Schraube in einem Reifen hatten, sondern auch noch eine weitere in einem anderen Reifen. Er zeigt uns die Fotos.
Für umgerechnet 40 € hat er beides repariert und kein Lämpchen leuchtet mehr auf. Wir sind sehr zufrieden mit dem schnellen Service und können dem Mietwagenmenschen ja eigentlich auch keinen Vorwurf machen. Denn schließlich sind wir keine Touristen; die würden ja auch nicht durch diese engen Hinterhof-Gassen fahren, wo so ein Schraubenzeug überall herumliegt.
Und so geht auch dieser Tag dem Ende zu.
Bei Özden auf Payamli
Um 11.00 Uhr haben wir uns mit Özden vor der Tierklinik von Hussein in Özdere verabredet. Sie und Sibel wollen uns dort abholen, denn allein können wir den Weg nach Payamli kaum finden.
Es regnet zwar auch an diesem Tag immer wieder, trotzdem wird es ein sehr schöner Tag bei Freunden und lieben Tieren.
Das Tierheim und die Tiere sind sehr gepflegt. Sicherlich kann man immer etwas verbessern bzw. muss etwas erneuert werden. Özden hat da auch ganz klare Vorstellungen. Bei einem langen und ausgiebigen Gespräch werden Probleme gewälzt und besprochen, wie wir zukünftig die Zusammenarbeit noch mehr konkretisieren können.
Auch hier haben wir wiederum einen kleinen Film mitgebracht:
Obwohl wir eigentlich noch im Hellen zurückfahren wollten, bleiben wir länger als zunächst gedacht. Im Dunklen finden wir den Weg zurück zum Hotel und kommen eine Stunde später dort an.
Trotzdem wir heute nicht auf "Katzensafari" waren, war es doch ein anstrengender Tag.
Morgen haben wir noch einiges vor und so gehen wir recht zeitig ins Bett.
Der letzte Tag
Heute gibt nochmals eine halbtägige Aktion in der Nähe unseres Hotels am "06 Market".
Dorthin hat uns ein Mann gerufen, der dort viele Katzen füttert. Wir sind pünktlich da, der Mann auch. Er hat Futter dabei und ein Teil der Katzen kommt auch, jedoch sind sie sehr misstrauisch und zudem - satt!
Auf diesem Grundstück liegt so viel Futter herum, dass wir kaum eine Chance haben. Die Falle wir begutachtet, aber nur einige wenige tappen hinein. Selbst unser Thunfisch kann sie kaum locken, so satt sind sie.
Angelika schickt den Mann nach einigen Minuten weg, denn er verstreut immer noch mehr Futter. So geht das nicht.
Nachdem wir 2 Stunden auf dem Gelände verbracht und uns von den Katzen regelrecht haben auslachen lassen, bringen wir unsere wenige "Beute" zum Kastrieren zu Nevzat.
Auch unseren kleinen Notfall aus dem Zigeunerviertel schauen wir uns nochmals an. Es scheint der Katze besser zu gehen, aber der Rotz läuft unaufhörlich aus der Nase und so kann sie nichts riechen. Und wer nicht riechen kann, hat keinen Appetit und frisst nicht. Aber wir haben noch eine Dose guten Thunfisch dabei. Der riecht ordentlich und so frisst unser Kätzchen endlich auch etwas. Nevzat kommt in den Raum, sieht das und lächelt.
In der ganzen vergangen Zeit beobachtete ich immer wieder einen schwarzen Kater, unkastriert mit sehr wenig Fell und vermutlich Räude oder Pilz. Am Morgen saß er zitternd auf den Stufen des Hotels. Er traute sich nicht, weiter hochzugehen, und lief immer wieder weg. Er war auch derjenige, der sich mit jedem in der Gegend prügelte und alles markierte mit der Maßgabe "alles meins"!
Da Angelika um 14.00 Uhr einen beruflichen Termin hatte, bat ich sie, eine Box und die Falle dazulassen. Einen letzten Versuch wollte ich noch starten. Und siehe da, der schwarze Kerl kam um die Ecke!
Er roch den Thunfisch, traute sich aber nicht heran. Irgendwann siegte dann doch der Geruch und - zack - war er in der Falle! Er blieb ganz ruhig darin sitzen, regte sich gar nicht auf. Sobald jedoch die Box vor die Falle gestellt wurde, um ihn "umzusetzen", legte der Knabe los. Die Falle rutschte über den Boden und von Ruhe war nix mehr zu sehen.
Zusammen mit Angelika konnten wir ihm die Flausen austreiben und ihn in die Box befördern. Somit bekam auch er - als letzte "Amtshandlung" sowohl seine Kastration als auch seine Behandlung.
Am Nachmittag fuhren wir dann zu Angelika. Der Mietwagen muss ausgeräumt werden, so manche Box noch gereinigt und die Boxen sodann platzsparend auseinandergebaut und ineinander gestellt werden.
Danach fahren wir zum "Autoservice", der Angelika's und unseren Mietwagen wieder - innen wie auch außen - auf Hochglanz bringen soll. Schließlich wollen wir dem Mietwagenmenschen ja kein neues Auto kaufen müssen. Da die Jungs nichts zu tun haben, können wir beide Autos nach einer Stunde wieder abholen und die waren so was von sauber!
Um 20.00 Uhr erscheint dann der Mietwagenmensch am Hotel, um den Wagen abzuholen. Er inspiziert ihn von innen und außen und scheint sehr erfreut über die Sauberkeit zu sein.
Mal ganz ehrlich? Wäre ich dieser Mietwagenmensch, dann würde ich mich doch sehr wundern, warum ich den Wagen sauberer zurückbekomme, als ich ihn vermietet habe.
Zusammen mit Angelika gehen wir dann noch ein letztes Mal zum Abendessen. Danach wird gepackt und geschlafen. Denn am nächsten Morgen geht es wieder zurück nach Deutschland.
Die Woche ist vorbei
Angelika holt uns frühmorgens am Hotel ab und fährt uns zum Flughafen. Dieses Mal ist es viel weniger Gepäck. Nur 2 Koffer mit leeren Taschen und unsere private Reisetasche.
Wieder einmal ist die Zeit viel zu schnell vorbeigegangen und man fliegt mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück.
Wir verabschieden uns und einige Stunden später holt Sven uns in Düsseldorf am Flughafen ab und fährt uns nach Hause.
Es war eine schöne Woche, in der wir vieles geschafft haben. Die Menschen haben sich gefreut, wenn wir mit Falle, Netz und Boxen aus dem Nichts auftauchten oder haben uns direkt gerufen, wenn sie selbst die Tiere nicht fangen und zu Nevzat bringen konnten.
Die Mitarbeiter des Hotels haben uns zum Abschied dankbar umarmt, denn jetzt ist dort endlich Ruhe eingekehrt. In diesem Hotel waren wir sicherlich nicht das letzte Mal!
Insgesamt haben wir in dieser einen Woche 202 Tiere kastriert. Größtenteils Katzen und Hündinnen, wobei alle Katzen bereits (an-)geschwängert waren!
Und so endet unser Bericht fast ...
Nachsatz
Obwohl es zunächst so aussah, als würde sie es schaffen, ist die kleine Katze aus der "Zigeunersiedlung" am vergangenen Sonntag an Hepatitis gestorben.
R.I.P. kleine Maus, komm gut rüber.
Es gab auch noch eine Neu-Aufnahme bei Angelika:
Per Mail wurden wir darüber informiert, dass "die trächtige Katze des Nachbarn, der weggezogen sei" jammernd vor der Tür einer Frau stehe. Diese Frau bat für die Katze um Hilfe.
Angelika hat die Katze abgeholt. Nachdem sie nun kastriert wurde, bleibt sie erst einmal bei ihr, denn sie ist eine reine Hauskatze.
Die Katzen, die noch bei Nevzat ihren Rausch ausschliefen, hat Angelika am Tag unserer Abreise wieder ausgewildert.
Nach unserer Abreise wurde bereits ein Teil der bis dato noch unkastrierten Hunde aus dem Tierheim Selcuk kastriert und es geht auch noch weiter:
Danke!
Wir möchten uns nochmals bei allen bedanken, die dabei gehofen haben, dass diese Aktion überhaupt möglich war und wir so vielen Tieren helfen konnten.
Herzlichen Dank!!!
In diesem Bericht haben wir viele kleine Filme veröffentlicht, um Euch zeigen, dass unser "Job als Streetworker" nicht einfach ist, aber auch, um Euch die Wichtigkeit der Kastrationen noch ein wenig näher zu bringen.
Bitte haltet das Gesehene im Kopf und helft uns, wenn es im Oktober wiederum heißt: "Staying Alive Strays - Überleben auf der Straße".