Als unsere beiden Miezen im Februar zu uns zogen, sah erst einmal nicht viel nach Freundschaft aus.
Nachdem ich auf Jadey auf der Internetseite von „Sunnydays for Animals“ gesehen und Petra kontaktiert hatte, konnten wir die beiden eine paar Tage später kennenlernen.
Miska zeigte sich direkt von ihrer schmusigen und „ich geh hier nicht mehr weg“ Art, die neben uns inzwischen auch alle Nachbarn begeistert.
Jadey hingegen war etwas reserviert und schaute sich uns nur aus der Ferne an. Als ich auf sie zuging und mit ihr sprach wurde mir aber schnell klar, dass sie einen ruhigen und wun- derbaren Charakter hat.
Am Tag ihrer Ankunft und nachdem Petra ihnen sehr liebevoll und achtsam ihr neues Zuhause gezeigt hatte, kam es zu einer Szene, die bezeichnend für die kommenden Wochen sein sollte.
Petra war aus der Tür hinaus und ich drehte mich zu den Jadey und Miska um. Miska saß in „ihr könnt mir hier gar nix“ Haltung und schelmischem Blick auf dem Teppich, Jadey kauerte in einer Ecke und schaute mich ängstlich an.
Miska
Miska ist ein richtiger Wirbelwind und mit ihren zwei Jahren noch im Rauf- und Lernalter.
Sie ist immer in Bewegung und in der warmen Jahreszeit fast ausschließlich draußen. Nur wenn sie schläft wird sie ganz ruhig und kuschelig.
Am Anfang war das eine Herausforderung. Eigentlich sollen die Tiere nach Ankunft im neuen Zuhause ca. 8 Wochen drinnen bleiben. Das war bei Miska aufgrund ihrer Vergangenheit als Straßenkatze undenkbar. Nach ca. 4 Wochen wagten wir also den ersten Versuch, die Tür zum Balkon zu öffnen und die Katzen in den Garten zu lassen.
Miska war nicht zu halten und schneller als man schauen kann auf dem Weg nach unten. Nach kurzem Umsehen war sie für ein paar Stunden weg. Bereits in der zweiten Nacht kam sie erst seeehr spät zurück und ich befürchtete schon auf dem Balkon übernachten zu müssen. „Die Katze muss ja wieder herein kommen“. Sie kam wieder als sie Hunger hatte und müde war. Seither ist sie eine quasi Freigängerin, die überall in der Nachbarschaft auf freundliche Menschen trifft und nur zum Fressen, Schlafen und Kraulen zu uns kommt.
Jadey
Jadey wurde uns als zurückhaltend, ruhig und eher „rückwärtsgehende Katze“ beschrieben.
Als ehemalige Laborkatze hatte sie den Großteil ihres Lebens in gefliesten Räumen und wohl auch ziemlich isoliert verbracht.
Die erste Zeit war nicht ganz einfach denn es wurde rasch deutlich, dass hier erst einmal ganz viel Vertrauen aufgebaut werden musste. Ihre Ängstlichkeit hielt die nächste Zeit an und zeigte sich in Form von Verstecken hinter dem größten Blumen- kübel der ganzen Wohnung, später dann Liegen unter dem Bett und partout nicht herauskommen wollen.
Sie ließ sich zunächst schwer anfassen, hoch heben ging gar nicht.
Erschwerend kam hinzu, dass sie sich vor beinahe jedem (auch alltäglichen) Geräusch er- schreckte und sofort wieder in ihre Ecke zurückging. Nur abends und nachts, wenn alles ruhig war und Miska (die in ihr anfangs ein Opfer gefunden hatte, weil dieses kleine Energiebündel spielen und toben wollte) schlief, kam sie heraus und entspannte sich.
Um ihr die Möglichkeit zu geben, in dieser Entspannungszeit in Kontakt mit mir zu kommen, schlief ich einige Nächte bei den Katzen im Wohnzimmer. In der ersten Nacht passierte nichts. Ich hörte ich sie nur einige Male hin und her laufen. Miska blockierte ihr den Zugang zum Sofa.
In der zweiten Nacht kam sie in sicherer Entfernung zu Miska zu mir, schnupperte und lief um mich herum. In der dritten oder vierten Nacht legte sie sich dann an meine Füße und guckte vor sich hin. Irgendwann war sie eingeschlafen.
Wenn es heute gelegentlich einmal vorkommt, dass sowohl ich als auch die Katzen im Wohnzimmer schlafen, dann werde ich nachts gerne mal von einem leisen Schnarchen oder einem unruhigen Stempeln neben mir wach.
Allerdings haben sich die Zeiten gewaltig geändert. Denn auch Jadey ist inzwischen im Wechsel in der Wohnung oder draußen. Zunächst ließ sie die Möglichkeit nach Freiheit völlig kalt; sie wagte nach einigen Tagen zwar den Gang auf den Balkon, Treppen steigen und gar im Garten herumlaufen war aber nicht denkbar. Miska und wir gaben uns alle Mühe, ihr die Angst vor der Treppe zu nehmen.
Es wurde ein Katzensteg aus Matten an der einen Seite der Treppe angelegt und Miska forderte Jadey immer wieder auf ihr zu folgen wenn sie los zog.
Irgendwann saß sie dann auf der obersten Stufe der Gartentreppe und schaute hinunter, schien aber nicht recht zu wissen wie sie in den Garten kommen kann. Also nahm ich sie immer mal wieder auf dem Arm mit nach unten um ihr die Treppe und den Garten, später auch die Umgebung von oben zu zeigen.
Nachdem wir diese Übung einige Male gemacht hatten und sie hin und wieder auch mal auf den Rasen ging, saß ich eines späten Abends mit ihr oben auf der Treppe. Unten lief Miska heran und ließ sich unten an der Treppe nieder. Und da ... stiefelte unser kleiner Angsthase plötzlich ganz von alleine hinab in den Garten. Ab diesem Tag ist sie spätestens bei Anbruch der Dunkelheit draußen unterwegs.
Seit unser Findelkind Jack aufgetaucht ist und sich mit ihr angefreundet hat, bleibt sie manch- mal sogar die ganze Nacht weg. Dann kommt Jack abends zum Fressen vorbei und die beiden ziehen danach los. Morgens stehen sie dann wieder auf der Matte.
Gelegentlich liegt noch irgendwo eine Spitzmaus vor der Tür, das ist Jadeys neueste Übung.
Was wir resümierend sagen können ist, dass wir mit unseren inzwischen Dreien absolute Glückskatzen bekommen haben. Wie alle Lebenwesen hat jede ihre eigene Persönlichkeit und ihre ganz individuellen Bedürfnisse. Sie sind geprägt durch ihre Vergangenheit und verlangen, dass wir ihre Grenzen respektieren. Aber gerade was die Entwicklung von Jadey betrifft hätte wohl keiner von uns gedacht, dass sie sich in einem halben Jahr zu dem Tier wird welches sie jetzt ist.
Wir sind unendlich dankbar, dass sich die drei Miezen für uns entschieden haben und freuen uns auf die Zukunft mit ihnen..