Für Tino begann das Leben außerhalb des Instituts ja erst einmal wenig positiv, doch das konnten wir dann ändern ...
Als wir für Tino (damals noch zusammen mit Chilli) ein Zuhause fanden, haben wri uns sehr für die Beiden gefreut. Wir dachten zunächst, alles wäre in Ordnung, wurden dann einige Monate später aber eines Besseren belehrt. Denn die Adoptanten brachten die Beiden zurück mit der Begründung, man habe Katzen gewollt, die zu einem auf die Couch zum Kuscheln kommen. Aber diese Katzen säßen nur in "ihrem" Zimmer. Zudem würden sie sich nicht mit der vorhandenen Katze verstehen.Es gäbe ständig Prügeleien.
Auf unsere Frage, wer denn mit den Pöbeleien beginnen würde, konnte man uns keine Antwort geben. Allerdings waren wir damals schon sehr sicher, dass es nicht von "unseren" Katzen ausging. Denn unsere "Ehemaligen" prügeln sich eigentlch nicht. Sie sind nicht so erzogen, eher zurückhaltend und gehen Streit aus dem Weg.
So kamen also Chilli und Tino wieder auf die Pflegestelle und man sah sofort, dass beide Katzen auf dem gleichen Stand waren. Sie hatten nichts Neues gelernt, waren verängstigt und versteckten sich nur. Vermutlich saßen sie tatsächlich nur in "ihrem" Zimmer und sonst nichts.
Während bei Chilli gesundheitlich alles in Ordnung war, tränte Tino's linkes Auge hin und wieder. Es stellte sich dann etwas später heraus, dass er wohl eine Kralle ins Auge bekommen haben musste. Hierdurch entstand im Auge ein Defekt, auf den sich dann Bakterien setzten. Schlussendlich musste das Auge amputiert werden (wir berichteten).
Die Zeit nach der Operation waren für Tino und uns dann auch echt blöd. Er wollte den Kragen nicht, wir schon. Er wollte sich am Auge kratzen, wir wollten ncht, dass er das tat. Es gab also immer wieder "Diskussionen".
Dann entdeckte Tino, dass man im Garten mit de großen Kragen um den Hals viel mehr Freiraum hatte und entsprechend nicht überall hängen blieb.Also ging er vermehrt raus und wollte dann kaum noch wieder reinkommen. Es dauerte jedoch nicht lange und er hatte begriffen, dass das Rascheln der Leckerchentüte bedeutete, dass der "Freigang" beendet war.
Zwei Tage nachdem die Fäden gezogen waren, nahmen wir ihm dann auch den Kragen ab. Laut Tierärztin dürfte nun nichts mehr passieren . Von wegen! Innerhalb kürzester Zeit blutete die Augenhöhle. Er hatte sich das ganze Fell abgekratzt. Wir starrten auf rohes Fleisch, aber die Naht hielt. Also den "Eimer" wieder an. Tino war wütend und entsetzt, aber es war nicht zu ändern. Das Auge juckte ihn wohl so dermaßen, dass er sogar versuchte, sich mit Kragen am Stuhlbein, Kratzbaum und allem, was er fand, zu kratzen. Also bekam er eine leicht kortisonhaltige Salbe und die Lage besserte sich.
Chilli zog dann in ihr eigenes Zuhause. Für Tino interessierte sich bislang niemand. Dafür hatte er aber alle Zeit der Welt, um zu lernen und wir merkten immer mehr, was für ein schlauer Kerl er doch ist. In der ganzen Zeit hat er sich übrigens niemals mit einer anderen Katze gestritten. Wenn es Unstimmigkeiten gab, drehte er sich einfach um und ging weg.
Nun, wenn man sich einmal das linke Auge zuhält, bemerkt man, wie wenig Blickwinkel man noch auf dieser Seite hat; was das Auge dann alles eben nicht mehr sieht. Somit war klar, dass er keinesfalls richtigen Freigang haben könnte. Trotzdem bestand er aber auf seinen Garten.
Es musste also ein Zuhause mit gesichertem Freigang her, was nicht so leicht zu finden ist und noch immer gab es keinen Interessenten für Tino. Also wurden wir selbst aktiv und überlegten, welche "unserer" Adoptanten gesicherten Freigang bieten und vor allem, in welche Gruppe Tino passen würde und wir waren davon überzeugt, dass Silke und Theo die Richtigen für ihn wären.
Also wurde an einem Abend telefoniert. Nach einigem "Geplänkel" kam Silke dann auch direkt auf den Punkt: Sie sagte nur: "Wer ist es? Tino?" und wir sagten "ja".
Silke, die bereits zwei unserer Ehemaligen (Dean und Tassilo) beherbergt, hörte sich alles an und wollte dann mit Theo darüber sprechen. Einige Tage später dann der Rückruf. Man wollte Tino einmal kennenlernen.
Tino war den Beiden gegenüber weder positiv noch negativ eingestellt. Er verhielt sich vorsichtig neutral. Leckerchen, die man ihm hinlegte, nahm er, hielt aber Abstand.
Nach einiger Zeit sagte Silke dann, dass irgendwie "nichts rüber käme". Bei allen ihren Katzen hätte sie immer etwas gespürt, aber bei Tino nicht. Sie hatte es kaum ausgesprochen, als Tino sich herumdrehte, sich hinsetzte und von da an starrte er ihr in die Augen. Silke und Theo bemerkten es ebenso wie wir: Tino hatte den Wettstreit aufnommen, den wir schon bei so vielen Tieren erlebt haben: Er wollte Silke "bekehren".
Silke und Theo verabschiedeten sich später und versprachen, sich zu melden, wenn sie alles überdacht hatten und sich sicher wären.
So verging fast eine ganze Woche und mit jedem Tag,der verging, bekamen wir ein flaueres Gefühl im Magen. I dieser einen Woche machte Tino dann einen riesigen Sprung: Er tat Sachen, die er sich sonst noch nicht getraut hatte, war ständig präsent und begann auch von sich aus zu schmusen.
Zum ende der Woche kam dann die ersehnte Rückmeldung: Tino durfte bereits wenige Tage später umziehen!
Während der Autofahrt hörten wir dann nur verzweifeltes Geweine. Klar, Tino verband Transportbox und Autofahren natürlich mit nichts Gutem. Schließlich geschah das auch immer, wenn er zum Tierarzt musste.
Im neuen Zuhause angekommen durfte er dann erst einmal das Wohnzimmer erkunden. Er fand dabei dann den Weg in den Keller und verkroch sich erst einmal im dortigen Katzenklo. Wir holten ihn dann dort heraus und brachten ihn in eines der tollen Katzenzimmer, von denen Silke und Theo recht viele haben.
Bereits an diesem Abend entspannte sich Tino schon und er gewöhnte sich von Tag zu Tag besser ein. Nur wenige Tage später war es dann auch für ihn soweit: Er durfte das erste Mal in den gesicherten Garten.
Mittlerweile ist Tino richitg angekommen und alles läuft prima. Wir werden sicherlich bald wieder von Tino hören.
Bedanken möchten wir uns auch nochmals bei allen, die dabei geholfen haben, Tino's Leben zu verändern!